Rechte Hand des Bürgermeisters
Wahlkampf, Außentermine, Online-Kommunikation: Julia Ebling hat viele Aufgaben. Foto: Leif Piechowski

Rechte Hand des Bürgermeisters

Die Politologin Julia Ebling ist persönliche Referentin des Stuttgarter Oberbürgermeisters. Große Chancen sprach sie sich bei ihrer Bewerbung zunächst nicht aus. Mit ihr sprach Daniela Lukaßen.

„Als Kind wollte ich eigentlich immer Polizistin werden“, sagt Julia Ebling und fügt lachend hinzu: „Das ist ja zumindest auch öffentlicher Dienst. Wenn auch von dem, was ich jetzt mache, etwas entfernt.“ Die Absolventin der Politik- und Geschichtswissenschaften arbeitet heute als persönliche Referentin des Stuttgarter Oberbürgermeisters Fritz Kuhn. „Nach dem Studium habe ich zunächst verschiedene Praktika in ganz unterschiedlichen Feldern absolviert“, erzählt die 31-Jährige.

  • Jobs-KommunalverwaltungDer Artikel ist ein Auszug aus dem Themenschwerpunkt "Akademiker in der Kommunalverwaltung", erschienen im arbeitsmarkt Bildung, Kultur, Sozialwesen. Jede Woche werden dort aktuelle und qualifizierte Stellen für Geistes- und Sozialwissenschaftler zusammengestellt. 

Sie schnuppert damals bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit rein und lernt die Arbeit von PR-Agenturen kennen. Eigentlich, so erzählt Julia Ebling heute, möchte sie nach dem Uniabschluss in die Wissenschaft gehen. Mit dem Thema Kommunalverwaltung hat sie zunächst gar keine Berührungspunkte. Im Gegenteil.

Denn während des Studiums befasst sie sich schwerpunktmäßig mit den Aspekten „Internationale Beziehungen“ und „Unternehmen in der Weltpolitik“. Doch dann schreibt die Geschäftsstelle der Grünen im Stuttgarter Stadtrat eine Stelle aus. „Ich fand die Ausschreibung sehr interessant“, sagt Ebling, die in Darmstadt studiert hat. Sie bewirbt sich auf die Stelle. „Ohne dass ich je in Stuttgart gewesen bin und ohne ein Parteibuch zu haben“, erklärt die junge Frau. Große Chancen rechnet sie sich darum erst einmal nicht aus. Dennoch kann sie sich gegen die anderen Bewerber durchsetzen.

  • Zum Berufsfeld
  • Viele Arbeitsplätze: Rund 1,7 Millionen Menschen in Deutschland arbeiten in der Kommunalverwaltung (Quelle: Statistisches Bundesamt). 
  • Hohe Sicherheit: Die Kommunalverwaltung gilt wie alle Behörden als krisenfester Arbeitgeber. Die Bezahlung erfolgt nach dem TvöD.
  • Akademiker: Beschäftigte mit einem Masterabschluss werden in der Regel - je nach Tätigkeit - in die TvöD-Gruppen 13 bis 14 eingruppiert. Eine Ausbildung allein rechtfertigt jedoch keine höhere Eingruppierung.
  • Berufseinstieg: Zahlreiche Kreise und Städte bieten Trainee- oder Nachwuchsprogramme an - abseits der klassischen Verwaltungsausbildung. 

Im Jahr 2010 zieht sie in die Landeshauptstadt Baden-Württembergs. Und damit in einer für die Kommune ganz besonders spannenden und bewegenden Zeit. Das Verkehrs- und Städtebauprojekt Stuttgart 21 erlebt Julia Ebling aus nächster Nähe mit. Sie organisiert die Schlichtung zu Stuttgart 21 mit und ist damit an einem aufsehenerregenden Thema dran. Als dann die Wahl des Oberbürgermeisters ansteht und man einen geeigneten Mitarbeiter sucht, der den Wahlkampf des Grünen-OB-Kandidaten Fritz Kuhn organisiert, plant und durchführt, entscheidet man sich für Julia Ebling. „Ich hatte zwar nur wenig Erfahrung mit Wahlkämpfen“, erzählt sie, „aber ich kannte die Ortsverbände und die Stadt recht gut.“

Es folgen acht spannende Monate, in denen die junge Politologin als Wahlkampfmanagerin dafür sorgt, dass der Kandidat bekannter wird. „Ich habe Podiumsdiskussionen organisiert, die Arbeit mit unserer Agentur abgestimmt und dafür gesorgt, den Kandidaten den Bürgerinnen und Bürgern vorzustellen“, sagt Julia Ebling. Und von Anfang an steht für die Politologin fest: „Wenn wir es schaffen, den Oberbürgermeister zu stellen, möchte ich dabei sein und auch weiterhin dabei bleiben.“

Kuhn wird Oberbürgermeister der Landeshauptstadt. Seit zwei Jahren arbeitet sie nun auf der Position der persönlichen Referentin. „Ich bin zum Beispiel für die Online-Kommunikation des Oberbürgermeisters zuständig, begleite ihn bei seinen Außenterminen, habe den Zeitplan dort im Blick und sorge zudem dafür, dass er gut zu den verschiedenen Terminen hin und auch wieder zurückkommt. Natürlich berate ich den Oberbürgermeister auch in politischen Fragen“, erklärt sie. Auch Auslandsreisen, etwa in die Partnerstädte Stuttgarts, begleitet Julia Ebling.

"Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaftler konkurrieren hier mit den klassischen Verwaltungsausbildungen"

„Die Tätigkeit ist unglaublich spannend und vielfältig“, sagt sie. Und auch, wenn sie, wie sie erklärt, die Kommunalverwaltung erst kennenlernen musste, mache ihr die Arbeit viel Spaß. „Gewöhnen musste ich mich aber daran, dass sie sehr strukturiert ist“, sagt Julia Ebling. „Aber man kann sich gut dort rein finden. Im Laufe der Zeit lernt man das.“

Für junge Frauen und Männer, die nach ihrem Hochschulabschluss ebenfalls in der Kommunalverwaltung tätig werden möchten, hat Julia Ebling einige Ratschläge und Tipps. Die Politologin rät dazu, sich genau mit den Stellenausschreibungen der jeweiligen Kommune zu beschäftigen. „Man muss ein bisschen schauen, welche beruflichen Möglichkeiten es in den einzelnen Städten gibt“, sagt sie. „Es lohnt sich darüber hinaus immer auch, sich die breiter gefächerten Stellen anzusehen und sich darauf zu bewerben.“

Zwar erfordere es einiges an Vorbereitung, um tatsächlich einen Arbeitsplatz in der Kommunalverwaltung zu bekommen, aber es würde sich lohnen. Auch wenn der Weg dorthin nicht ganz leicht ist. „Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaftler konkurrieren hier mit den klassischen Verwaltungsausbildungen, deshalb gibt es immer auch einen Wettbewerb um die spannenden Plätze. Aber wenn man erst einmal drin ist, dann hat man großartige Möglichkeiten.“

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