Volontariate in Museen: Besserung in Sicht
Lea Schott spricht über Volontariate in Museen. Foto: privat.

Volontariate in Museen: Besserung in Sicht

Wer eine Volontärsstelle in einem Museum sucht, sollte sich vorab ein Bild vom möglichen Arbeitgeber machen. Beim Volontärsgehalt orientieren sich immer mehr Museen an den Richtlinien.

Lea Friederike Schott (27) ist Bundessprecherin des Arbeitskreises Volontariat im Deutschen Museumsbund. Sie arbeitet als wissenschaftliche Volontärin im Museum für Naturkunde Chemnitz. Mit ihr sprach Annika Voßen. 

WILA Arbeitsmarkt: Frau Schott, die Initiative „Vorbildliches Volontariat“ des Arbeitskreises Volontariat besteht seit ein paar Jahren. Hat sich seitdem die Situation für den Nachwuchs verbessert?

Lea Schott: Was schon länger ein Thema ist, ist das Gehalt. Volontärinnen und Volontäre sind wissenschaftliche Fachkräfte, werden aber als billige Arbeitskräfte behandelt. Trotz guter Ausbildung müssen manche mit 800 Euro netto auskommen bei einer 40 Stunden Woche. Eine Frechheit! 

Grundsätzlich kann man hier aber langsam einen positiven Trend erkennen. Wir nutzen unsere Volontärsbefragungen, um die Lage zu sondieren: Etwa die Hälfte wird inzwischen nach 50 Prozent TVöD 13 bezahlt. In Bayern konnten wir jetzt zusammen mit Bündnis 90 Die Grünen diese einheitliche Bezahlung an staatlichen Museen und in der Denkmalpflege durchsetzen. Das sind dort derzeit rund 1.750 Euro brutto im Monat.

Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?

Schott: Wir wollen, dass Mütter mehr unterstützt werden. Wer während des Volontariats schwanger wird, kann seine Stelle oft nicht fortsetzen. Bei rund 90 Prozent Frauenanteil im Volontariat ist das ein wichtiges Thema, mit Ende zwanzig denkt man nun einmal auch an die Familiengründung.  

Was würden Sie Leuten empfehlen, die sich für ein Volontariat im Museumsbereich interessieren? Wie sollten sie vorgehen?

Schott: Wenn ich ein spezielles Volontariat in einem Museum im Auge hätte, würde ich auf der Webseite des Museumsbunds zunächst einmal nachschauen, ob der Arbeitgeber zu denen gehört, die unsere Initiative „Vorbildliches Volontariat“ unterschrieben haben. Dann würde ich versuchen, mit den aktuellen Volontärinnen in Kontakt zu treten und diese nach ihren Erfahrungen befragen. Wenn es machbar ist, sollte man hinfahren und vor Ort einen ersten Eindruck vom Museumsbetrieb gewinnen.

Bei einer Stellenausschreibung würde ich darauf achten, dass ein Gehalt erwähnt wird und dass die Arbeitsplatzbeschreibung mehrere Fachbereiche abdeckt ? wenn man das wissenschaftliche Volontariat als Ausbildung sieht, muss man mehrere Bereiche kennenlernen, um das große Ganze zu verstehen. Museen stellen ja zum Beispiel nicht nur aus, sie forschen auch.

Sind große Häuser eher zu empfehlen als kleine?

Schott: Meine persönliche Erfahrung ist, dass in einem kleinen Haus die Bereiche nicht so klar voneinander abgegrenzt sind. Man kann mehr machen. Bei größeren Häusern, die personell sehr eng aufgestellt sind, werden Volontärinnen und Volontäre oft auf ihrer Position gebraucht und ungern an andere Abteilungen ausgeliehen.

Lässt sich der Nachwuchs zu viel gefallen?

Schott: Bei uns im naturwissenschaftlichen Bereich ist der Arbeitsmarkt schon angespannt. Schlimmer ist es aber bei den Kunsthistorikern. Ich weiß, dass viele nach dem Studium recht lange arbeitslos sind. Bevor sie gar nichts haben, nehmen manche dann lieber ein schlecht bezahltes Volontariat an. Wenn man allerdings zum Beispiel eigenverantwortlich eine Ausstellung kuratieren darf und sich so in der innermusealen Welt einen Namen machen kann, lohnt sich die Ausbildung vielleicht trotzdem. Vermutlich nimmt man dann auch das einjährige Volontariat an, obwohl zwei Jahre Ausbildung natürlich besser sind, weil die Projekte oft länger dauern und die Ausstellungskalender schon für die nächsten Monate feststehen. Da ist es schwierig, etwas Eigenes zu machen. Aber die Leute sind sich zunehmend bewusst, dass sie einen Preis auf dem Markt haben.

Und es gibt ja auch Volontärinnen und Volontäre, die sehr von ihren Arbeitgebern angetan sind. Sie können diese für das „Goldene V“ prämieren, einen Preis, mit dem wir erstmals seit diesem Jahr vorbildliche Organisationen für ihre Volontariate auszeichnen. Die Gewinner sind das Deutsche Technikmuseum in Berlin, das Deutsche Medizinhistorische Museum in Ingolstadt und die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz.

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