Selbstständigkeit: Über den Sprung ins kalte Wasser
Start-up-Gründerin Karolina Magdalena Pelka: Ob am Strand oder im Wohnzimmer - an der Geschäftsidee wird überall gefeilt. Foto: Privat

Selbstständigkeit: Über den Sprung ins kalte Wasser

Nach der Realschule eine Ausbildung, später Studium, heute Unternehmerin. Karolina Magdalena Pelkas Lebenslauf zeigt: Gründerinnen und Gründer gehen ihren ganz eigenen Weg.

Text: Daniela Lukaßen

„Nach der Realschule habe ich überlegt, ob ich Abitur machen soll, und mich dann doch für eine Ausbildung entschieden, um eigenes Geld zu verdienen und unabhängiger zu sein.“ Dass sie schon früh auf eigenen Füßen stand, das Berufsleben schon als junge Frau kennenlernte, viele verschiedene Erfahrungen sammelte und dass sie einen beruflichen Werdegang hat, der ein bisschen an eine bunte Patchworkdecke erinnert, kommt der heute 28-Jährigen Karolina Magdalena Pelka zugute. Die junge Frau ist Gründerin.

Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Bernhard Welzel hat sie „EventZebra“, eine Event-Plattform für Veranstalter und Teilnehmer ins Leben gerufen. Dabei sah ihr Berufswunsch zunächst ganz anders aus.

Die heutige Unternehmerin fing mit 16 Jahren eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten an. Man war mit ihr zufrieden und bot ihr im Anschluss eine feste Stelle an. „Allerdings war die sehr schlecht bezahlt“, erinnert sie sich. Also schlug sie das Angebot aus und ging zunächst als Au-pair ins Ausland. Eine Zeit in der sie neben vielen spannenden Erlebnissen auch merkte: Sprachen zu lernen fiel ihr leicht und machte ihr Spaß.

Zurück in Deutschland zog sie zunächst wieder zuhause ein, um gleich wieder auszuziehen, als sie die Zusage einer Sprachschule in Nürnberg erhielt. Karolina Magdalena Pelka bestand dort die staatliche Prüfung zur Fremdsprachenkorrespondentin mit Auszeichnung als eine der fünf besten ihres Jahrgangs. 

"Die starren Hierarchien in einem großen Unternehmen machen es einem schwer, offensichtlich schlecht laufende Abläufe zu verbessern"

„Als ich im Anschluss anfing, mich zu bewerben, bekam ich nur Zusagen. Dass ich meine Ausbildung in einer Kanzlei absolviert hatte und nun eine weitere im Bereich Sprachen und Wirtschaft, kam gut an.“ Besonders große internationale Wirtschaftskanzleien kamen auf die damals 20-jährige zu.

  • Gruenden-WILA-PortraitDer Artikel ist im WILA Infodienst für Berufe in Bildung, Kultur und Sozialwesen erschienen. Dort stellen wir passende und interessante Berufsfelder für Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen vor und portraitieren Menschen, die ihren eigenen beruflichen Weg gehen - sei es in einer Festanstellung oder in auch in die Selbstständigkeit.  

Für die junge Frau die Qual der Wahl. Nach einigem Überlegen entschied sie sich für eine Kanzlei und arbeitet dort vier Jahre lang in der Schiedsgerichtsbarkeit. „Dort durfte ich häufig große Schiedsverfahren organisieren. Das waren meine ersten Erfahrungen in der Organisation von Veranstaltungen.“

Sie merkte: Das selbstständige Arbeiten ist es, was ihr Spaß machte. „Wenn ich bei der Kanzlei tatsächlich nur das gemacht hätte, wäre ich sicherlich länger geblieben. Allerdings musste ich natürlich auch andere Aufgaben übernehmen.“ Tage, an denen sie in erster Linie kopierte, abheftete und Ordner sortierte, seien die andere Seite des Jobs gewesen. „Dazu kam, dass ich von einer Sekretärinnen-Versammlung in die nächste hetzen musste um irgend etwas durchzusetzen. Die starren Regeln und Hierarchien in einem großen Unternehmen machen es einem schwer, sich einzubringen und offensichtlich schlecht laufende Abläufe zu verbessern.“

Der neue Job verlor an Glanz  

Eines Tages wurde das zu viel, der Job verlor ohne neue Herausforderungen an Glanz, und die Lust, noch einmal etwas ganz anderes zu machen, gewann. „Ich wusste nicht, was ich alternativ machen wollte. Aber ich wusste sicher, dass ich meinen aktuellen Job nicht mehr machen wollte.“ Karolina Magdalena Pelka fasste sich ein Herz und kündigte. „Da ich kein Abitur hatte, musste ich eine Universität finden, die mich mit beruflicher Qualifizierung aufnimmt und so kam ich von Frankfurt nach Köln.“

Sie schrieb sich für die Studienfächer Romanistik und Philosophie ein. „Offiziell Studentin war ich allerdings erst nach einer Zeit des Probestudiums, eben weil ich kein Abitur gemacht habe und erst beweisen musste, dass ich es drauf habe“, berichtet sie. „Ich habe mich richtig reingehängt. Denn ich wusste, wenn ich das nicht schaffe, kann ich nie mehr studieren.“

In der Zeit büffelte sie, wälzte Bücher. Viel Raum für anderes blieb ihr damals nicht. Doch ihre Mühe zahlte sich aus. Sie erhielt für ihre außergewöhnlich guten Leistungen ein Stipendium der Stiftung Begabtenförderung Berufliche Bildung, das talentierte Menschen mit Berufsausbildung und Praxiserfahrung während des ersten akademischen Hochschulstudiums finanziell unterstützt. „Das Auswahlverfahren dazu war relativ kompliziert. Ich musste unzählige Unterlagen einreichen, Onlinetests bestehen und dann vor der Kommission selbst sprechen. Schließlich kam dann aber die Zusage.“ Für die Gründerin eine große finanzielle Erleichterung.

„Ich wollte mein Studium besonders effektiv nutzen. Darum besuchte ich neben den Veranstaltungen, die für meine Studiengänge wichtig waren, auch andere Vorlesungen“, erzählt sie weiter. Eines Tages kam sie so in ein Seminar für angehende Gründer. „Es ging darum zu lernen, was nötig war, um aus einer Idee ein Unternehmen zu machen.“ Karolina Magdalena Pelka war begeistert.

So schnell wollte sie den Sprung ins kalte Wasser jedoch nicht wagen 

Wie es der Zufall wollte, erhielt sie genau in dieser Zeit eine Anfrage ihrer ehemaligen Chefin, die in die gleiche Richtung zielte. „Sie fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, ein Unternehmen zu gründen und in Vollzeit Schiedsgerichtsverfahren zu organisieren. Sie versprach mir, meine erste Kundin zu werden.“

So schnell wollte sie den Sprung ins kalte Wasser jedoch nicht wagen. Sie wollte zunächst mehr darüber erfahren, was für die Gründung eines erfolgreichen Unternehmens nötig war. Sie nahm an entsprechenden Veranstaltungen teil und besuchte schließlich ein Start-up-Weekend in Köln, einen Wettbewerb, in dem motivierte, junge Menschen sich als Unternehmer versuchen und innerhalb eines Wochenendes eine Idee umsetzen.

Dort traf sie Leute mit ähnlichen Visionen, Ideen und Vorhaben. Zwar in den unterschiedlichsten Bereichen, doch mit einem Ziel: sich selbstständig zu machen. Bestärkt wurde sie auch, weil sie durch den Wettbewerb erneut ein Stipendium erhielt und im Team drei Monate lang an einer Gründungsidee feilen konnte und dafür gefördert wurde. „Wir haben damals gemeinsam an einer App für Lehrer gearbeitet. Aus der Idee ist nichts geworden, aber die Zeit war trotzdem wertvoll. Denn dort habe ich meinen heutigen Geschäftspartner kennengelernt.“ Beide verstanden sich auf Anhieb. Und ganz schnell war beiden klar, dass sie zusammen gründen möchten. „Wir wussten nur nicht genau, mit welcher Idee“, sagt Karolina Magdalena Pelka lachend.

Ideenschmiede im Wohnzimmer

Ein Wochenende lang mieteten sich die beiden angehenden Gründer darum ein Häuschen an der belgischen Grenze, schmiedeten Pläne, überlegten, wägten ab, machten erste Entwürfe. Der Geschäftspartner arbeitete zu jener Zeit noch in einem anderen Projekt, Karolina Magdalena Pelka steckte mitten im Studium. Doch die Idee, ein Unternehmen zu gründen und zusammen ihre Vision zu realisieren, die Eventbranche zu verändern, reizte beide so sehr, dass sie aufs Ganze gingen. Das Studium wurde reduziert, die Zeit, die für die Gründung erforderlich war, hochgeschraubt.

Fast ein Jahr ist seitdem vergangen. Das „EventZebra“ hat zwischenzeitlich mehr und mehr an Gestalt angenommen. Mittlerweile hat das Gründer-Duo ein eigenes Büro, welches schon bald um weitere Räume erweitert werden soll. Die Zeiten, in denen sie sich mal hier, mal da im Wohnzimmer trafen, um zu arbeiten, sind vorbei. Wenn ihre Veranstaltungs-Plattform Ende September in einer ersten Version online geht, bieten die Unternehmer damit verschiedene Leistungen an.

„Wir bringen zusammen, was zusammen gehört. Dabei wenden wir uns an Veranstalter, aber auch an potenzielle Teilnehmer. Wir helfen Menschen, für sie relevante Veranstaltungen zu finden und Veranstaltern, ihre Tickets an passende Teilnehmer zu verkaufen.“ Zudem soll es für Nutzer die Möglichkeit geben, sich besser mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu vernetzen. „Networking ist so wertvoll. Aber wenn man auf große Veranstaltungen geht, unterhält man sich dort nur mit den Menschen, denen man zufällig über den Weg läuft. Viele andere, die für einen sehr interessant sein können, lernt man hingegen nicht kennen. Das möchten wir ändern.“

Ihr Geld verdienen die Gründer, indem sie in Zukunft Ticketprovisionen erhalten und Veranstaltern kostenpflichtige, erweiterte Funktionen in der zugehörigen Event-App anbieten. Einen Business-Plan haben die beiden nicht geschrieben. „Weil wir für unsere Idee keine Investoren und keinen Kredit von der Bank brauchten, war das einfach nicht nötig. Das, was für uns aber wichtig war, wie ein klares Geschäftsmodell, Wettbewerbs- und Zielgruppenanalysen, haben wir ganz modern mit verschiedenen Online-Tools erfasst und erarbeitet.“

Im Laufe der nächsten Wochen steht die offizielle Gründung in Form der Umwandlung von GbR zu UG an. Auf die Zeit, wenn ihre Idee online ist, freut sich die 28-Jährige schon sehr. „Und dann geht die Arbeit erst richtig los“, lacht sie.

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