Für die Umwelt im Einsatz: Janett Steiner in Haiti. Foto: privat

"Den Menschen vermitteln, warum Umweltschutz wichtig ist"

Grüne Entwicklungszusammenarbeit: Diplom-Geographin Janett Steiner klärte in Haiti über die Folgen der Abholzung der Regenwälder auf. Hier spricht sie über ihren Berufseinstieg - und über ihre Rückkehr nach Deutschland.

Von 2014 bis 2016 war die 35-jährige Janett Steiner als Beraterin für Umwelterziehung und Kommunikation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Haiti. Mit ihr sprach Stephanie Bissels. 

Frau Steiner, Sie sind für zwei Jahre in den Entwicklungsdienst gegangen. Wie sind Sie dazu gekommen?

Der Wunsch, in die Entwicklungszusammenarbeit zu gehen und einen Beitrag zu leisten für eine bessere Welt, war schon früh da. Es war allerdings nicht einfach, einen Job in dem Bereich zu bekommen.

Die Stelle bei der GIZ in Haiti hat dann aber gut gepasst: Hier wurde eine Beraterin für Umwelterziehung und Kommunikation gesucht. Meine verschiedenen Erfahrungen in der Umweltbildung im In- und Ausland, zum Beispiel meine Diplomarbeit in einem Forschungsprojekt in Indonesien, haben mir hier weitergeholfen.

Neben einem Studium spielt die Berufserfahrung im Entwicklungsdienst eine wichtige Rolle. Welche praktischen Erfahrungen konnten Sie mitbringen?

Als Entwicklungshelferin Berufserfahrung mitzubringen, ist aus meiner Sicht sehr sinnvoll. Denn wenn man vor Ort ist, erwarten die lokalen Partnerorganisationen, dass man seine Fachkenntnisse einbringt.

Ich hatte zuvor drei Jahre als Referentin für Freiwilligendienste, vor allem für das Freiwillige Ökologische Jahr, in Potsdam gearbeitet. Dort begleitete ich junge Leute, führte Beratungen durch und konzipierte Seminare zu verschiedenen Themen. Außerdem habe ich viele administrative Sachen geregelt, wie die Arbeitsverträge.

Welche Aufgaben haben Sie im Ausland bewältigt?

Gemeinsam mit drei haitianischen NGOs habe ich verschiedene Naturschutz-Projekte umgesetzt. Es ging vor allem um Umweltsensibilisierung in und am Rande von Nationalparks. In einem davon, dem Nationalpark Macaya, findet man den letzten natürlichen Bergregenwald Haitis.

Ich habe zum Beispiel Bildungsveranstaltungen für Schüler oder Fortbildungen für Lehrer durchgeführt und Umweltbildungsmaterial entwickelt. Unser Ziel war es, den Menschen zu vermitteln, warum Umwelt- und Klimaschutz wichtig ist, Zusammenhänge zu erklären und zu zeigen, dass jeder Verantwortung trägt. Denn die Abholzung der Wälder zur Gewinnung von Holzkohle und die daraus folgende Bodenerosion sind große Probleme in Haiti.  

  • Viele Organisationen: Unter den (unten) genannten Organisationen ist die GIZ der größte Entsendedienst. So waren 2016 von insgesamt 1182 Entwicklungshelfer/innen allein 643 mit der GIZ im Ausland.
  • Neben den staatlich anerkannten Institutionen gibt es zahlreiche weitere Akteure, die Fachkräfte ins Ausland entsenden. Dazu gehören die öffentliche KFW-Entwicklungsbank, politische Stiftungen, Unternehmen, Organisationen aus dem Bereich der Humanitären Hilfe und andere Nichtregierungsorganisationen. Außerdem gibt es spezialisierte Durchführungsorganisationen. Für grüne Fachkräfte, zum Beispiel Geologen, ist das die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Weitere Infos unter: www.entwicklungsdienst.de/fachdienste-in-der-ez

Was hat Ihnen bei Ihrer Tätigkeit im Entwicklungsdienst besonders gut gefallen?

Meine Zeit in Haiti hat mich stärker sensibilisiert für die Welt, in der wir leben. Zwei Jahre lang konnte ich mich intensiv mit dem Land, der Sprache, der Kultur, den Menschen und den Problemen dort beschäftigen. Die Zeit hat mich definitiv geprägt und wird mich in meinem Leben begleiten. Sie hat mir auch ein Stück mehr Gelassenheit gebracht.

Wie verlief Ihr beruflicher Wiedereinstieg in Deutschland?

Bereits in Haiti habe ich angefangen, mich auf dem deutschen Arbeitsmarkt umzuschauen. Ich hatte dann aber den Eindruck, dass es schwierig ist, sich aus dem Ausland zu bewerben. Vielleicht lag es an der Adresse in Haiti, aber auf einige Bewerbungen habe ich keine Rückmeldung bekommen.

Außerdem sind die Bewerbungszeiten relativ kurz und die Jobeinstiege auch – bei einigen Jobs soll man innerhalb von einem Monat anfangen. Deshalb habe ich mich erst nach meiner Rückkehr wieder intensiver mit der Jobsuche beschäftigt.

Zusätzlich zu den Bewerbungen habe ich die Wiedereinstiegsmöglichkeiten für Rückkehrer und Rückkehrerinnen genutzt, zum Beispiel von der Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungsdienste (AGdD) oder von Bildung trifft Entwicklung (BtE). Das hat mir sehr geholfen, vor allem weil es mich persönlich gestärkt hat.

Dazu passend

Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach die im Entwicklungsdient erworbenen Kompetenzen bei der Jobsuche in Deutschland?

Das ist schwierig zu sagen. Es kommt immer auf das eigene Profil und die Berufserfahrung an. Recht schnell konnte ich nach meiner Zeit in Haiti als Beraterin beim Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende in Berlin anfangen. Dort galt es, für unterschiedliche Zielgruppen die richtige Ansprache zu finden. Ich denke, da konnte ich mit meiner Erfahrung aus Haiti überzeugen, wo ich auch mit verschiedenen Gruppen kommuniziert habe, sogar in einer anderen Sprache.

"Man sollte sich Zeit nehmen, wieder anzukommen"

Was raten Sie Rückkehrer/innen aus der grünen Branche für den Wiedereinstieg in den deutschen Arbeitsmarkt?

Der stärkste Kritiker ist man selber. Deshalb lautet mein Rat: Man sollte sich wohlgesonnen gegenüberstehen und sich Zeit nehmen, wieder anzukommen. Das kann ein Monat sein oder ein halbes Jahr. Sich selbst Druck zu machen, halte ich nicht für sinnvoll. Die Hobbys wiederaufzunehmen oder sich sozial zu engagieren, war für mich persönlich wichtig, um in Berlin wieder Fuß zu fassen.

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