Der Druck steigt
Ob mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen: Wer mit Menschen arbeitet, kann schwerer abschalten als klassische "Büroarbeiter". Foto/Copyright: © contrastwerkstatt - Fotolia.com

Der Druck steigt

Fragen Sie unseren Coach (4): Gerade Pädagogen, die in der Bildungs- und Sozialarbeit tätig sind, laufen Gefahr, auszubrennen. Wie kann man dies verhindern? Unser Karrierecoach Dietmar Asbeck gibt Tipps.

Die Frage: 

Ich arbeite als Pädagoge und merke, dass ich zunehmend frustriert bin. Ich fühle mich ausgelaugt. Der Druck steigt immer weiter, und meinen Klienten werde ich auch nicht mehr gerecht. Was kann ich machen? 

Die Antwort von Karrierecoach Dietmar Asbeck:

Mit dieser Situation sind Sie nicht alleine. Fast alle Pädagogen, die in der Bildungs- und Sozialarbeit tätig sind, wollen von Natur aus gerne helfen. Leider sind sie genau deswegen anfälliger für Überlastung, die bis zum Burnout führen kann.

Viele Pädagogen nehmen ihren Job gedanklich mit nach Hause und schlafen schlecht. Das hat auch mit der inhaltlichen Arbeit zu tun: Wer beruflich Menschen hilft, kann schwerer abschalten als jemand, der zum Beispiel nur mit Aktenverwaltung beschäftigt ist.

Wenn es Ihnen persönlich nicht gut geht, sollten Sie natürlich trotzdem der Sache auf den Grund gehen. Es gibt in pädagogischen Berufen mehrere Situationen, die häufig auftreten und Druck auslösen. Drei kurze Beispiele:

1. Konflikte mit Vorgesetzten: Sie selbst wollen für Ihre Schüler, Jugendlichen oder andere Klienten mehr tun, weil Sie es als notwendig erachten. Aber gleichzeitig kürzt Ihr Vorgesetzter die finanziellen Mittel. Sie selbst können Ihren pädagogischen Ansprüchen immer weniger gerecht werden.

2. Konflikte mit Kollegen: Gerade in der pädagogischen Arbeit gibt es viele verschiedene Modelle im Umgang mit Klienten. Das sorgt häufig für Konflikte, die nicht immer sachlich ausgetragen werden. Zudem hat nicht jeder die gleiche Einstellung zur Arbeit. Die einen sind Idealisten, die anderen machen Dienst nach Vorschrift. Häufig leiden die Idealisten darunter.

3. Unterbesetzung: In sozialen Berufen ist der Krankenstand häufig hoch. Das kann zu einer chronischen Unterbesetzung führen, die letztlich auf den Schultern derer lasten, die übrig bleiben. Anstatt dass man sich beruflich entfaltet, muss man die ganze Zeit Feuer löschen. Auch das zermürbt auf Dauer.

Dazu kommt: Der soziale Sektor und die Bildungsarbeit sind durch große öffentliche Arbeitgeber geprägt. Der öffentliche Dienst bringt zwar viele Vorteile mit sich. Dafür sind bürokratische und hierarchische Strukturen stärker ausgeprägt. Auch das bringt viele zur Verzweiflung.

Die zentrale Frage lautet: Was können Sie tun, um Ihre konkrete Drucksituation zu ändern? Hier hilft es, den Arbeitsalltag sehr genau zu analysieren. Warum macht zum Beispiel Ihr Vorgesetzter Druck? Hat er oder sie vielleicht selbst Druck von oben bekommen oder hat es etwas mit dem Charakter zu tun? Und wie reagieren Sie selbst darauf, wenn Ihr Chef zu Ihnen kommt?

Bitten Sie um ein Mitarbeitergespräch und erklären Sie Ihrem Chef sachlich und begründet, wo und wie Sie sich überlastet fühlen. Und wenn keine Einigung zustande kommt, dann wissen Sie, dass Sie jetzt andere Wege gehen müssen. Wenden Sie sich zunächst an die Mitarbeitervertretung (MAV) und, in Absprache mit Kollegen, an die nächsthöhere Ebene. Wenn das nichts bringt, erwägen Sie, einen Jobwechsel, den Sie sorgfältig planen sollten. Viele gehen aber leider einen anderen Weg. Sie schlucken ihren ganzen Ärger herunter und brechen irgendwann zusammen.

Wenn positive Veränderungen am Arbeitsplatz gelungen sind, wäre ein nächster Schritt, sich wieder stärker aktiv um das eigene Privatleben zu kümmern. Viele Menschen in „helfenden Berufen“ vernachlässigen ihr eigenes Leben und kümmern sich nicht ausreichend um sich selbst. Fragen Sie sich einmal bewusst: Was tut Ihnen gut? Ist es ein langer Spaziergang, ein gutes Essen oder ein Besuch im Kino? 

Planen Sie solche „Ausflüge“. Tragen Sie es sich zum Beispiel in Ihren Terminkalender ein, so wie einen Besuch bei guten Freunden. So geben Sie sich eine Struktur und können die Arbeit auch leichter einmal liegen lassen. In diesen Phasen schöpfen Sie neue Kraft. Dann können Sie sich anschließend auch wieder besser um Ihre Klienten kümmern und reagieren bei der nächsten Drucksituation vielleicht gelassener.

Zum Coach

Dietmar AsbeckDietmar Asbeck war lange als Gemeindepädagoge und Diakon in Kirchengemeinden tätig. Heute arbeitet er als Supervisor, Coach und Berater unter anderem für Mitarbeiter von kirchlichen Einrichtungen, wie z.B. Pädagogen, Erzieher und Lehrer in Schulen, Kindergärten und der Diakonie. Zu seinen Themen gehören unter anderem berufliche Veränderung, Burnout-Prophylaxe und Work-Life-Balance.

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