Bewerbungsmarathon: Nach dem Frühstück an den Schreibtisch
Und noch eine Bewerbung, und noch eine... Aber wann und wie kommt man endlich an? Foto: © Gaus / Fotolia.de

Bewerbungsmarathon: Nach dem Frühstück an den Schreibtisch

Die Bewerbungsphase ist oft hart und frustrierend. Karrierecoach Christa Wohl gibt Tipps, wie man seine Motivation aufrecht hält.

Die Frage aus der Leserschaft: 

Ich stecke gerade im Bewerbungsmarathon. Es belastet mich, dass ich mich parallel auf zahlreiche Jobs in unterschiedlichen Städten bewerbe. Häufig bekomme ich noch nicht einmal eine Antwort, ob ich überhaupt in Frage komme. Das finde ich frustrierend. Ich schreibe schon über ein halbes Jahr Bewerbungen. Wie kann mich wieder motivieren?

Die Antwort von Karrierecoach Christa Wohl:

Akademikerinnen und Akademiker haben grundsätzlich gute berufliche Chancen. Aber es dauert häufig eine gewisse Zeit, bis man eine passende Stelle gefunden hat.

Christa-Wohl-CoachingSo wie Ihnen geht es vielen Bewerberinnen und Bewerbern. Viele denken zu Beginn des Bewerbungsprozesses: Wenn ich einen guten Abschluss habe, gute Unterlagen, Praxiserfahrungen und mich bemühe, bekomme ich schnell einen Job. Aber es spielen weitere Faktoren eine wichtige Rolle. In manchen Branchen gibt es vergleichsweise wenig Jobs und sehr viele Bewerber. Auch die Region und die Arbeitsmarktsituation insgesamt sind wichtige Faktoren.

Viele Unternehmen bekommen mehrere hundert Bewerbungen auf eine einzige Stelle. Da werden irgendwann die Schotten dicht gemacht und nicht mehr geantwortet. Das hat mit Ihnen persönlich nichts zu tun, auch wenn die Situation zermürbend ist.

Die Frage ist also: Wie gehen Sie mit dieser längeren, schwierigen Phase um?

Zu Beginn rate ich Ihnen, dass Sie einen schriftlichen Kriterien-Katalog erstellen. Welche Kriterien muss eine Stellenausschreibung erfüllen, damit diese für Sie interessant ist? Anhand des Kataloges können Sie die Stellen schnell und sachlich bewerten, ohne in ein Gedankenkarussell zu fallen.

Ein Beispiel: Eine Stelle ist 100 Kilometer entfernt, Sie wollen aber nur sehr ungern umziehen. Dann spricht die Entfernung zwar dagegen, aber drei andere Kriterien vielleicht dafür. Also bewerben Sie sich. Es ist zwar nicht der perfekte Job, aber vielleicht wird es ja eine Option. 

Wichtig ist, dass Sie die Gedanken eines möglichen Umzugs wegschieben! Machen Sie sich keine Gedanken über ungelegte Eier. Vielleicht werden Sie ja zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen und merken danach, dass weitere Kritierien gegen den Job sprechen. Sie können auch noch absagen, wenn Sie eine Zusage haben. Treffen Sie Entscheidungen erst, wenn sie anstehen!

Für Ihr Wohlbefinden spielen auch Ihre Tagesroutinen eine wichtige Rolle. Geben Sie sich im Bewerbungsmarathon eine klare Struktur. Es hilft, wenn Sie zum Beispiel sagen: „Jeden Vormittag nach dem Frühstück arbeite ich vier Stunden an meinen Bewerbungen.“ Die Jobsuche ist Ihr Job. Wenn Sie später eine Stelle haben, wird dort auch von Ihnen erwartet, dass Sie diszipliniert Ihre Arbeit erledigen und sich selbst organisieren.

  • Infodienst-Trainee-Stellen Der Artikel ist im WILA Arbeitsmarkt erschienen. Neben den Artikeln im Online-Magazin bietet das Abo-Produkt mehrere hundert ausgewählte aktuelle Stellen pro Wochen – von Montag bis Freitag aktualisiert und handverlesen speziell für Akademiker*innen mit einem generalistischen Studienhintergrund.
  • Die Abonnentinnen und Abonnenten erhalten durch den redaktionellen Teil und die Stellen-Datenbank einen breiten und dennoch konkreten Überblick über derzeitige Entwicklungen in Berufsfeldern und Branchen, können sich anhand der ausgewählten Jobs beruflich orientieren und bleiben so bei der Jobsuche am Ball. Unsere Erfahrung: Viele Abonnent*innen stoßen auf Tätigkeiten, die sie gar nicht auf dem Schirm hatten.

Führen Sie eine Liste, was Sie erledigt haben, welche Bewerbungen noch ausstehen, wo Sie noch einmal nachhaken wollen. So dokumentieren Sie Ihre Arbeit und sehen auf dem Papier, was Sie geleistet haben. Recherchieren Sie auch interessante Arbeitgeber, die für eine Initiativbewerbung in Frage kommen könnten.

Der Druck steigt, je länger Sie suchen. Es ist eine existenzielle Frage, wie Sie Ihr Geld verdienen. Außerdem haben Freunde, Eltern, Verwandte häufig Erwartungen. Wie gehen Sie mit diesen beiden Punkten um? 

Es macht Sinn, sich einen Brot- und Butter-Job zu suchen, damit Sie finanziell über die Runden kommen. So gewinnen Sie Zeit und müssen nicht aus Panik irgendeinen Job annehmen, mit dem Sie nicht glücklich sind.

Igeln Sie sich nicht ein. Dadurch steigt die Gefahr, dass Sie noch mehr Gedankenspiralen drehen. Gehen Sie mit Ihrer Situation offen um und sprechen Sie darüber mit Freunden und Verwandten. Sie sollten es zwar nicht die ganze Zeit zum Thema machen. Aber es bringt auch nichts, es zu verschweigen.

Zuletzt: Suchen Sie sich einen Ausgleich. Wenn Sie vormittags an Ihren Bewerbungen gearbeitet haben, können Sie auch nachmittags Sport treiben oder sich etwas anderes Gutes tun.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

Zum Coach 

Christa Wohl ist seit vielen Jahren in Coaching und Bewerbungsberatung tätig. Nach einer individuellen Zielbestimmung und Situationsanalyse kann im Coaching beispielsweise die gemeinsame Erarbeitung von Bewerbungsstrategien folgen, die Optimierung von Unterlagen und ferner die Vorbereitung auf Auswahlverfahren. Mehr Informationen zum Coachingpartner-Programm: http://www.wila-arbeitsmarkt.de/coaching

Text: Benjamin O'Daniel 

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