WILA Mentoring:
Im Bewerbungsgespräch überzeugen - keine einfache Aufgabe. Gut, wenn man es vorher üben kann. Foto: © Photographee.eu / Fotolia.de

WILA Mentoring: "Wir haben Vorstellungsgespräche simuliert"

Wie läuft das WILA Mentoring ab? Wir haben eine/n Mentee befragt, der/die aus verständlichen Gründen lieber anonym bleiben will. Sie hat das Mentoring für den beruflichen Austausch und praktische Übungen genutzt.

Sie haben sich als Abonnent/in unserer Zeitschrift in unsere kostenlose Mentoring-Initiative aufnehmen lassen. Was hat Sie motiviert mitzumachen?

Ich habe derzeit zwar einen festen Job, möchte mich aber gerne beruflich weiterentwickeln, eventuell sogar ganz neu orientieren. Auf der Suche nach einem neuen Aufgabenbereich habe ich Ihre Zeitschrift abonniert, um mir einen Überblick über den aktuellen Arbeitsmarkt zu verschaffen und mir Inspiration zu den verschiedenen beruflichen Möglichkeiten für Geisteswissenschaftler zu holen.

Ich habe Linguistik, Romanistik und Psychologie studiert und bin daher durch mein Studium nicht auf einen bestimmten Arbeitsbereich festgelegt. In diesem Zusammenhang kam das Mentoring-Programm wie gerufen. Sich mit anderen Menschen auszutauschen, die einen ähnlichen Studienhintergrund haben oder in einem Bereich zu arbeiten, den man sich für sich selbst gut vorstellen kann, über den man aber gerne noch mehr erfahren möchte, finde ich sehr hilfreich bei der eigenen beruflichen (Neu-)Orientierung. Zudem kann man auf diese Weise Berufsfelder für sich entdecken, die man noch gar nicht in Betracht gezogen hat. 

Da wir den Persönlichkeits- und Datenschutz sehr ernst nehmen, ist unser Verfahren zugegebenermaßen etwas kompliziert. Wie sind Sie damit zurechtgekommen?

Ich finde das Verfahren gar nicht so kompliziert. Die Anmeldung war unproblematisch und auch das Profil ist schnell erstellt. Dass sich die Mentoren die Profile der Mentees anschauen, um dann zu entscheiden, wem sie ihrer Ansicht nach mit ihrem akademischen und beruflichen Werdegang und mit ihren Erfahrungen helfen können, macht für mich Sinn. 

Sie hatten vorher bestimmt Ihre Vorstellungen, wie das Mentoring in der Praxis aussehen könnte. War es dann so, oder gab es Überraschungen?

Wie anfangs schon gesagt, war meine Hauptmotivation das nähere Kennenlernen bestimmter Berufe oder Berufsfelder. Große Erwartungen hatte ich erst einmal nicht, da ich mich angemeldet hatte, als das Programm gerade erst ins Leben gerufen worden war, sodass ich gar nicht wusste, ob überhaupt schon Mentoren für mich dabei sind.

Überraschungen gab es dann tatsächlich. Nur wenige Tage nach meiner Anmeldung hatte ich schon die erste Anfrage einer Mentorin, womit ich nicht gerechnet hatte. Die nächste Überraschung gab es bei einer Mentorin, die mich bei meiner Jobsuche und im Bewerbungsprozess sehr unterstützt hat  – solch ein Engagement hatte ich absolut nicht erwartet.

Wir haben uns nicht nur telefonisch über unsere beruflichen Stationen und das Thema Jobsuche/Neuorientierung ausgetauscht, sondern sie hat mir auch angeboten, sich meine Bewerbungsunterlagen anzuschauen und mir dazu Tipps zu geben. Während des ersten Telefonats haben wir übrigens festgestellt, dass wir beide schon in der gleichen Firma gearbeitet haben, wenn auch an unterschiedlichen Standorten.

Als ich dann zu meinem ersten Bewerbungsgespräch eingeladen wurde, haben wir auf ihre Initiative hin ein Bewerbungsgespräch am Telefon simuliert. Das hat mir unglaublich geholfen, da ich nach meinem Studium eine feste Stelle in dem Unternehmen bekommen habe, in dem ich schon während meines Studiums gearbeitet hatte und daher ich in Sachen Bewerbungsprozess/Bewerbungsgespräch einfach noch Anfängerin bin.

Wo stehen Sie heute im Vergleich mit der Zeit vor dem Mentoring?

Ein neuer Job ist zwar noch nicht in Sicht, aber das Mentoring hat mir an vielen Stellen weitergeholfen. Das Feedback zu meinen Bewerbungsunterlagen war sehr hilfreich, und auch das simulierte Bewerbungsgespräch hat mich im Bewerbungsprozess sicherer werden lassen. Ich habe außerdem –- wie gehofft – neue Einblicke bekommen, welche Berufe es z.B. im interkulturellen Bereich, der mich besonders interessiert, noch gibt.

Der Job eines Relocation Managers z.B. war mir vorher in der Form nicht bekannt und ich kann mir durchaus vorstellen, in diesem Bereich zu arbeiten. Zudem habe ich neue Kontakte knüpfen können und wer weiß, was sich daraus noch ergibt.

Manche Mentoring-Interessierte unter unseren Abonnent/innen trauen sich möglicherweise nicht, in  unsere Initiative einzusteigen. Zu kompliziert, zu unsicher, Missbrauch, Datenklau und andere Gedanken können davon abhalten, mitzumachen. Wie sehen Sie das? 

Man kann von dem Programm sehr profitieren. Die Anonymisierung der Profile gibt den Nutzern eine gewisse Sicherheit. Eine 100%ige Sicherheit gibt es im Netz zwar  nicht, aber ich habe in dieser Hinsicht bei dem Mentoring-Programm wenig Bedenken.

Welche Tipps geben Sie anderen Mentees für die Kontaktaufnahme mit unseren Mentoren und das weitere Verfahren?

Ich finde es sinnvoll, möglichst alle Mentoren, die sich melden, erst einmal per Email zu kontaktieren, um zu schauen, was der Mentor „anbieten“ kann. Auch wenn man vielleicht auf Grundlage des Mentoren-Profils denkt, dass es nicht optimal passt. Vielleicht ergibt sich im Gespräch doch eine interessante Perspektive oder ein neuer Gedanke, den man weiterverfolgen möchte. Wenn man beim ersten Kontakt merkt, dass ein weiterer Austausch hilfreich und interessant sein könnte, würde ich empfehlen, von Email auf Telefon oder – wenn möglich – auch auf ein persönliches Treffen umzusteigen, um sich auszutauschen.      

Interview: Andreas Pallenberg 

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