„Die eigene Stimme ist unsere Visitenkarte“
Tipp vom Stimmcoach: Vor der Präsentation die Stimme aufwärmen. Foto: © kasto / Fotolia.de

„Die eigene Stimme ist unsere Visitenkarte“

Fragen Sie unseren Coach: Stimmcoach Michael Sterk gibt drei Tipps, wie man bei Präsentationen besser spricht und das Publikum für sich gewinnt.

Die Frage aus der Leserschaft: 

In meinem Job muss ich sehr viel präsentieren. Mein Schwachpunkt ist meine Stimme. Ich habe den Eindruck, dass meine Kolleginnen und Kollegen schnell abschalten und nicht mehr zuhören. Außerdem werde ich schnell heiser. Was können Sie mir raten?

Die Antwort von Karriere- und Stimmcoach Michael Sterk: 

Die eigene Stimme ist die Visitenkarte eines jeden Menschen. Im Beruf spielt sie eine große Rolle. Vor allem Führungskräfte müssen überzeugend präsentieren. Mitarbeiter im Vertrieb müssen erfolgreiche Verkaufsgespräche führen. Aber auch Berufsgruppen im Bildungssektor, wie Lehrer, wissenschaftliche Mitarbeiter, Dozenten oder Referenten arbeiten viel mit ihrer Stimme. So wie man seinen Körper fit hält, sollte man sich auch um seine Stimme kümmern.

Michael-Sterk-CoachEin zentrales Problem vieler Redner ist, dass sie viel zu schnell sprechen. Bildlich gesprochen ist die Stimme zu sehr im Kopf verankert. Die Gedanken rasen – und die Stimme rast hinterher. Die Zuhörerinnen und Zuhörer schalten automatisch ab, weil sie zu schnell zu viele Informationen hören.

Durch die hohe Sprechgeschwindigkeit werden die Stimmlippen stärker belastet. Der Hals verengt sich, so wie bei einer Zerrung im Sport. Sie werden heiser und erschöpft.

In einem Stimmcoaching geht es darum, die Stimme wieder in den Körper zurückzuholen. Mit Atemübungen können Sie trainieren, nicht mehr über die Brust, sondern über den Bauch, oder genauer über das Zwerchfell, zu atmen. Dadurch verlangsamen sich Atmung und Sprechgeschwindigkeit. Die Stimmbänder werden weniger belastet.

Ein Beispiel aus dem privaten Umfeld: Viele Menschen wundern sich, warum Babys so ausdauernd schreien können. Der Grund liegt darin, dass kleine Kinder über das Zwerchfell atmen. Dadurch haben sie viel mehr Ausdauer und werden auch nicht heiser. Wenn die Kinder später den aufrechten Gang lernen, verlieren sie reflexartig die Zwerchfellatmung, schalten auf Brustatmung um und kommen schneller aus der Puste.

Auch professionelle Sänger atmen über den Bauch. Wie sonst sollten sie die Matthäus-Passion oder andere Passionen schaffen, die mehrere Stunden dauern?

Drei praktische Übungen, mit denen Sie Ihre Stimme trainieren können:

1. Legen Sie sich auf den Boden, winkeln Sie die Beine an und legen Sie sich ein Buch auf den Bauch. Atmen Sie bewusst in den Bauch und den Beckenbodenbereich. Dies sollten Sie jeden Tag 20 Minuten trainieren. Die Atemtechnik muss sich in ihr Unterbewusstsein eingraben.

2. Wenn Sie einen Vortrag oder ein längeres Gespräch vor sich haben, sollten Sie vorher Ihre Stimme aufwärmen, so wie jeden anderen Muskel vor dem Sport. Sprechen Sie mehrere Minuten lang die Vokale laut und deutlich aus und achten Sie dabei auf Ihre Atemtechnik.

3. Auch an Ihrer Aussprache können Sie arbeiten. Wer etwa das „R“ stark durch den Rachen spricht, belastet stark seine Stimmlippen. Klemmen Sie einen Weinkorken zwischen die Zähne und sprechen Sie so, dass man Sie deutlich versteht. So trainieren Sie Ihre Zungenmuskulatur. Auch die Zunge kann trainiert werden wie ein Bizeps.

Zuletzt sollten Sie Ihre Präsentation vorab üben, und zwar nicht nur inhaltlich, sondern auch im Bezug auf Ihre Stimme und Aussprache. Streichen Sie alles Unnötige heraus. Je klarer, überzeugter und ruhiger Sie sind, desto mehr hört Ihnen das Publikum zu. Und Ihrer Stimme geht es danach trotzdem gut.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der nächsten Präsentation!

Zum Coach:

Michael Sterk arbeitet als systemischer Coach vor allem in den Bereichen Wirtschaft, Bildungswesen und Kulturwirtschaft. Sein Spezialgebiet sind berufliche Neuorientierungen und Veränderungsprozesse. Außerdem ist er ausgebildeter Stimmcoach. Er war unter anderem acht Jahre Chorsänger in einem professionellen Chor und war später viele Jahre Chorleiter. Mit seinen Stimm-Klienten übt er Präsentationen ein und gibt dabei Tipps für die Stimme. Mehr zu unseren Coaching-Kooperationspartnern unter www.wila-arbeitsmarkt.de/coaching 

Text: Benjamin O’Daniel

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