Jobs in Verlagen
Ob im Lektorat, in der Programmplanung oder im Marketing: In Verlagen gibt es viele spannende Arbeitsmöglichkeiten. Foto: Fotolia.de / © WavebreakmediaMicro

Jobs in Verlagen

Viele Geisteswissenschaftler wollen gerne in Buchverlagen arbeiten. Sondiert man Stellenanzeigen im Verlagswesen, ist man überrascht von der Palette der Möglichkeiten.

Text: Jürgen Gauert 

An Inhalt und Sprache eines Buchtextes feilen, Konzeptentwürfe für ein ansprechendes Titelbild und Layout entwickeln, neuen Publikationen zu Resonanz verhelfen: In Verlagen gibt es viele interessante Aufgaben. Besonders Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler arbeiten dort.

Absolventen/innen haben in diesem interessanten, anspruchsvollen und facettenreichen Berufsfeld gute Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten - etwa über ein Volontariat. Lesen Sie hier, welche Jobs in Verlagen es gibt und wie der Berufseinstieg gelingt. 

  • Zahlen & Fakten 
  • Bundesweit gab es 2015 rund 2.200 Verlage, die im vergangenen Jahr insgesamt 81.919 Titel in Erstauflage herausgebracht haben.
  • Die Belletristik stand an erster Stelle, gefolgt von Kinder- und Jugendbüchern, Reiseführern, Ratgebern, Kunst und Musik.
  • Bücher mit Inhalten aus Naturwissenschaften, Technik, Sozialwissenschaft, Recht oder Wirtschaft waren weniger zahlreich vertreten.
  • Laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit gab es im vergangenen Jahr im Verlagswesen 119.473 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Mehr als die Hälfte davon waren weibliche Angestellte.
  • Allerdings werden in dieser Statistik nicht nur die Buch-, sondern auch die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage berücksichtigt.

Eine vorgeschriebene Ausbildung, um beispielsweise eine Anstellung als Lektor/in oder Redakteur/in zu finden, gibt es im Gegensatz zu vielen anderen Berufsfeldern nicht. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Mitarbeit in einem Verlag ist jedoch ein ausgeprägtes Interesse an literarischen Werken.

Dabei genügt es nicht, nur viel und gern zu lesen. Bei einer Bewerbung ist auch ein Verständnis für ökonomische Vorgänge und Veränderungen der jeweiligen Marktsituation ein deutlicher Pluspunkt. Darüber hinaus schadet es nicht, auch technisch versiert zu sein, was zum Beispiel den wachsenden Markt der E-Books betrifft oder die redaktionelle Aufbereitung von Produkt- und Katalogseiten für das Internet.

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Eine der bekanntesten und zugleich gefragtesten Positionen ist das Lektorat. Die Einsatzfelder sind breit gestreut. Als Lektorin oder Lektor sucht man nach geeigneten Autorinnen und Autoren, unterbreitet der Verlagsleitung Vorschläge adäquater Manuskripte zur möglichen Aufnahme in das Programm und begleitet den Entstehungsprozess hin zum Buch von der ersten Durchsicht des eingereichten Textes bis hin zur Druckfreigabe.

In Belletristikverlagen kommen in diesem Berufsfeld tätige Akademiker/innen beispielsweise aus der Germanistik, Literaturwissenschaft und Linguistik. Fachlektoren in wissenschaftlich ausgerichteten Verlagshäusern haben zumeist ein Studium in ihrem geforderten Fachgebiet erfolgreich abgeschlossen (wie Neuere Geschichte, Romanistik, Anglistik, Archäologie, Musikwissenschaft, Sportwissenschaft, Biologie, Geographie etc.). 

Praxisbeispiel 

Eine, die es geschafft hat, ist die Lektorin Anke Lehmkühler.

Sie hat in der Belletristikabteilung eines in München beheimateten Buchverlages eine Anstellung gefunden. Sie studierte Germanistik und Philosophie, liebt nach eigener Aussage erzählte Geschichten und strebte bereits während ihrer Hochschulausbildung eine Tätigkeit in der Verlagsbranche an.

Den beruflichen Einstieg fand sie nach dem Master über ein dreimonatiges Praktikum in einem Verlag für Kinderbücher, für das sie sich initiativ beworben hatte. „Danach stieß ich auf eine Ausschreibung für ein Volontariat in einem Münchner Publikumsverlag“, berichtet sie. „Dort konnte ich von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen lernen, wie man an eine Textarbeit herangeht. Und ich erfuhr, was sonst noch alles zur Arbeit einer Lektorin dazugehört, und das ist eben nicht nur die Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren.“

Zu ihren Aufgaben gehört auch das Projektmanagement, das heißt die Steuerung der verschiedenen Phasen einer Neuveröffentlichung. Und die beginnt, wenn sie aus dem Stapel eingereichter Manuskripte einen Text herausgefischt hat, dessen Veröffentlichung ihr lohnenswert erscheint. Eine erste kurze schriftliche Beurteilung steht dann an, die sie an die Programmabteilung weiterreicht.

Erst nach der redaktionellen Entscheidung, ob man sich von dem vorliegenden Manuskript auch tatsächlich Verkaufschancen und somit einen Erfolg verspricht, wird der Kontakt zu der Autorin beziehungsweise dem Autor aufgenommen und ihr oder ihm ein Angebot zur Veröffentlichung unterbreitet. Andernfalls gibt es eine nüchterne, schriftliche Absage wie „Wir haben festgestellt, dass Ihr Buch nicht in unser Verlagsprogramm passt.“

Erläuterungen von Seiten des Lektorats zu Inhalt und Stil der eingereichten Manuskripte sind unüblich. Man möchte sich schließlich nicht auf Diskussionen mit den von der Absage enttäuschten Autorinnen und Autoren einlassen. Stieß der Text jedoch auf Interesse, muss er nicht nur kritisch gelesen, sondern auch mit Anmerkungen und Verbesserungsvorschlägen versehen werden. Hinzu kommt die Koordinierung mit den Buchgestaltern – was unter anderem das Titelbild betrifft –, aber auch das Verfassen des Klappentextes. Das ist der auf der Buchrückseite oder dem Umschlag erscheinende Werbetext, der auch auf der entsprechenden Produktseite im Internet übernommen wird. 

Als Lektorin oder Lektor tätig zu sein geht weit darüber hinaus, als sich nur der Arbeit am Text zu widmen, und auch hier sind die Aufgaben vielseitig. „Das Lektorat etwa eines Romans beschränkt sich ja nicht nur auf eine Stilanalyse“, erläutert Anke Lehmkühler. „Es umfasst auch die Prüfung einer glaubhaften Entwicklung der Figuren. Ebenso gehört das Aufdecken logischer Mängel dazu, beispielweise, wenn die Titelheldin auf einmal auf Seite 245 intensiv in einer französischen Zeitung liest, obwohl sie auf Seite 35 behauptet hat, außer Englisch keine andere Fremdsprache zu beherrschen.“

Was sie an ihrer Arbeit schätzt, ist der direkte Kontakt zu den Autoren/innen. „Ich bin ja quasi die Perspektive von außen“, berichtet sie. „Es ist für mich immer wieder ein aufregender und spannender Prozess, wenn sich die Geschichte und die Charaktere während des Lektorats in bestimmten Details verändern. Diskussionen mit den Autoren gehören naturgemäß dazu, aber schließlich haben wir das gleiche Ziel. Wir wollen die beste Version des Romans herausarbeiten, um möglichst viele Leserinnen und Leser zu erreichen.“ Meinungsverschiedenheiten gehören dazu, und die Lektorin versucht dann ganz sachlich darzustellen, wieso eine bestimmte Veränderung die Wirkung der Story verstärkt.

Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Autoren/innen ist ein wichtiges Soft Skill ihrer Arbeit. Einen Ratschlag für Neueinsteiger/innen in den Berufszweig Lektorat hat sie auch: „Selbst wenn es nicht vorgeschrieben ist, ein spezielles Praktikum zu absolvieren, um später in einem Verlag arbeiten zu können, sollte man diese Möglichkeit nutzen, um die einzelnen Tätigkeitsfelder kennenzulernen. Dadurch bekundet man bei einer späteren Bewerbung ein ernsthaftes Interesse an dem ausgeschriebenen Verlagsjob. Außerdem sind Praktikumsstellen vergleichsweise einfach zu bekommen. Und ohne ein solches Praktikum hat man bei einer Bewerbung auf eine Festanstellung nach meiner Erfahrung keine echte Chance, wenn man nicht bereits einen anderen Verlag von innen gesehen hat.“

Bei der Sichtung von Stellenanzeigen, in denen Lektorinnen und Lektoren gesucht werden, stieß man vor einigen Wochen unter anderem auf ein Inserat der Verlagsgruppe Random House. Gesucht wurde ein (Junior)-Lektor (m/w) für den Goldmann Verlag. Die Anforderungen waren vielfältig. Vorausgesetzt wurden sowohl ein abgeschlossenes Hochschulstudium der Geisteswissenschaft (ohne besondere Spezifizierung) als auch ein abgeschlossenes Volontariat in einem Publikumsverlag. Erwartet wurden Erfahrungen im nationalen und internationalen Autorenmarkt sowie gute Kenntnisse in der Belletristik.

Es folgte eine Auflistung von – in der Anzeige so benannten – Herausforderungen an die möglichen Kandidaten/innen: Mitarbeit bei der Autoren- und Projektakquise, Zusammenarbeit mit Autoren und literarischen Agenten, Prüfung von Manuskripten, Erstellung von Klappen-, Vorschau- und Vertretertexten, Vorschläge zur Cover-Gestaltung, Erfahrung mit Hardcover/Taschenbuch/digitalen Ausgaben und anderen Medienformen. Zu den Soft Skills gehörten Planungs- und Organisationsvermögen sowie eine sehr gute Stil- und Sprachsicherheit. Gute Englischkenntnisse waren wünschenswert.

In vergleichbaren Jobinseraten ähneln sich die Angaben, und wem dann im Bewerbungsgespräch bei einem Belletristik-Verlag die Frage gestellt wird: „Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen und welchen Eindruck hatten sie davon?“ oder „Kennen Sie Sebastian Fitzek, und wer ist Kluftinger?“, darf nicht ins Stottern geraten. Man muss sich bei dem Berufswunsch Lektorin/Lektor in einem Publikumsverlag schon sehr gut auf dem aktuellen Buchmarkt auskennen und nicht als letztes Buch vor einigen Jahren „Das Parfum“ von Patrick Süskind gelesen haben. Sondern eben auch die derzeit sehr erfolgreichen Geschichten um den Kommissar Kluftinger oder einen aktuellen Psychothriller von Sebastian Fitzek. 

  • Eine Auswahl von Stellen, die im Infodienst für Berufe in Bildung, Kultur und Sozialwesen erscheinen, finden Sie auch in unserer kostenlosen Online-Jobbörse

Lektorinnen und Lektoren werden aber auch von Fachverlagen beschäftigt, die keine Belletristik im Angebot haben. Vor einigen Wochen suchte ein Kunstverlag in Passau eine/n Lektor/in mit einem Studienabschluss als Kunsthistoriker/in. Neben der Betreuung der Autoren/innen gehörte auch das Redigieren von Übersetzungen zu den Aufgaben ebenso wie die Vorbereitung der Layout-Erstellung anspruchsvoller Kunstbücher.

In den diversen Jobbörsen fanden sich ähnliche Annoncen von Fachverlagen unterschiedlicher Ausrichtung, mit denen beispielsweise Psychologen/innen und Sozialwissenschaftler/innen angesprochen wurden. Sprachwissenschaftler/innen und Studierende von Anglistik und Romanistik werden in Anzeigen fündig, in denen Schulbuchverlage Mitarbeitende suchen (siehe auch: Jobs für Anglisten). Und auch Musikwissenschaftler/innen sind von den Verlagen begehrt, wenn sie ein Interesse an dem Lektorat von Komponistenbiografien oder von musikpädagogischen Veröffentlichungen haben. Nicht zu vergessen die Schulbuchverlage, in denen man mit einem Lehramtsstudium (Deutsch, Englisch, Physik, Biologie etc.) ebenfalls gute Chancen hat.

Stellenangebote in der Öffentlichkeitsarbeit von Verlagen 

Wenn von den Lektoren/innen ein neues Buch zur Druckreife gebracht wurde, kommt eine andere Abteilung ins Spiel, die dafür Werbung macht – die Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Kommunikationsfähigkeit, Überzeugungskraft und eine sehr gute Allgemeinbildung sind Grundvoraussetzungen, um sich im Verlagswesen in den Bereichen Marketing und PR zu etablieren. Des Weiteren ist der sichere Umgang mit der deutschen Sprache ebenso wichtig wie die Fähigkeit, Kontakte zu knüpfen sowie Netzwerke zu überregionalen Printmedien und der Fachpresse aufzubauen und zu pflegen.

Auch der Einsatz vor Ort steht auf der Agenda: Als kreatives Organisationstalent präsentieren und bewerben PR-Verantwortliche ihre Verlagsbücher auf Messen und anderen Veranstaltungen. Sie regen in Buchhandlungen Autorenlesungen an und sorgen dafür, dass bereits erfolgreiche Schriftsteller/innen mit ihrem neuen Buch zu entsprechenden Literatur-Sendungen oder Talkshows im Fernsehen und im Hörfunk eingeladen werden.

Im Mai 2016 schrieb beispielsweise die Verlagsgruppe Droemer Knaur ein Volontariat in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit aus. Vorausgesetzt wurden ein abgeschlossenes Studium der Geisteswissenschaften oder des Journalismus sowie erste Einblicke in die Verlagsarbeit oder in anderen Medien- beziehungsweise PR-Bereichen durch ein mehrmonatiges Praktikum. Neben der allgemeinen Unterstützung der Pressearbeit war die Betreuung der internen Pressedokumentation eines der Betätigungsfelder. Zum Aufgabenbereich gehörte auch die Vermarktung von ausgewählten Einzeltiteln bei Spezial-Messen wie beispielsweise für Kinder- und Jugendbücher. Als wichtige Faktoren, über die Bewerber/innen verfügen sollten, wurden ausdrücklich Verlässlichkeit, hohe Belastbarkeit, Genauigkeit und Terminsicherheit genannt.

Vielleicht stößt auch der Bereich Vertrieb auf Interesse? Hier steht die kontinuierliche Betreuung des Buch- und Einzelhandels an erster Stelle. Stärken in Kommunikation und Rhetorik befördern den Aufbau eines Kundenstammes und die nachhaltige Entwicklung in diesem Bereich. Gewissenhaftes Arbeiten, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, gepaart mit einem Faible für Zahlen und Statistiken, runden das Profil ab. Auch hier sind – und das zeigten verschiedene Jobofferten – Geisteswissenschaftler/innen willkommen.

Jobs im Digitalbereich  

Die digitalen Entwicklungen der vergangenen Jahre machen auch vor der Verlagsbranche nicht halt. Zwar sind gedruckte Bücher noch lange nicht out (und werden es vermutlich nie sein), sie bekamen aber Konkurrenz durch das E-Book, das auf Verkaufs-Plattformen im Internet erworben wird und dann auf einem entsprechenden Reader gelesen werden kann. Viele Verlage gingen dazu über, ihre Print-Bücher auch in einer digitalen Fassung zur Verfügung zu stellen, was einen Berufszweig hervorbrachte, der sich erst in den vergangenen Jahren herausgebildet hat.

Seitdem immer mehr auf Readern, Tablets oder Smartphones elektronisch gelesen und eben nicht nur mehr in einem Papierbuch, wurde das E-Book zu einem festen Bestandteil der Verlagsangebote. So suchte die Verlagsgruppe Droemer Knaur eine Volontärin oder einen Volontär für Digitales Publizieren. Hier werden neue Aufbereitungs- und Vertriebsformen entwickelt, die auf die vielfältigen Möglichkeiten des E-Books abgestimmt sind.

Einer, der diesen Aufgaben bereits nachkommt, ist Thomas Henze, der nach einem Studium der Anglistik und Geschichte zunächst ein Volontariat bei einem Verlag für Reiseführer durchlief. Seit drei Jahren arbeitet er in der E-Book-Abteilung eines Berliner Verlages, der sich auf Kriminalromane spezialisiert hat. „Es ist ja nicht so, dass von der im Printbereich geplanten Neuveröffentlichung eine E-Book-Fassung erstellt wird, indem man die ursprüngliche Word-Datei mit nur wenigen Klicks in ein elektronisches Buch umwandelt“, sagt er. Manchmal ist das E-Book auch die einzige Version, die veröffentlicht wird. „In unserem Verlag geben wir eine Reihe von Short-Storys heraus, die ausschließlich in digitaler Form vertrieben werden. Damit wollen wir hauptsächlich eine jüngere Zielgruppe ansprechen, die zwar gerne liest, sich aber den Anforderungen eines 300-Seiten-Buches nicht stellen möchte, weil sie kürzere Storys bevorzugt.“

Diese E-Book-Only genannte Form des Buchvertriebs, die auch längere Texte umfassen kann, setzt wie bei Büchern im Printbereich zunächst die klassischen Lektoratstätigkeiten voraus. Danach gabelt sich der Weg. Nicht die Fertigstellung eines gedruckten Buchs steht an, sondern die digitale Version. „Hier geht es auch um die äußere Gestaltung unseres digitalen Labels“, erläutert Thomas Henze. „Auch E-Books brauchen Seitenumbrüche und Kapitelüberschriften sowie ein ansprechendes Text-Layout.

Es sind aber vor allem die Besonderheiten digitaler Produktentwicklung, die mich beschäftigen. Das beginnt beim zielgruppengerechten Cover bis hin zu der Frage, wie die Leseprobe inhaltlich aufgebaut wird. Sie ist ein äußerst wichtiges Marketinginstrument. Bei allen Plattformen, auf denen man E-Books kaufen kann, ist es möglich, sich circa zehn Prozent des Textes kostenlos herunterzuladen, bevor man sich zu einem Kauf entschließt. Es ist also wichtig, dass der Leser von Beginn an gefesselt wird, damit er am Ende der Leseprobe auf den weiteren Verlauf der Handlung neugierig geworden ist und auf den Kaufbutton drückt.“

Zu seinen weiteren Aufgaben gehört die Betreuung der Community, die sich auf der Internetseite des Verlages in einem Forum austauscht. „Hier werden Fragen gestellt, es wird Kritik geäußert, auch Lob bekommt man zu hören, und es wird nach dem nächsten Buch des Autors gefragt“, berichtet er. Hier ist Thomas Henze als einer der Verlagsverantwortlichen für Digitales Publizieren gefragt. Er muss Antworten geben und dafür sorgen, dass Neuveröffentlichungen im Forum mit ansprechenden Texten beworben werden. „Für diesen Job muss man schon ein großes Interesse für innovative digitale Medienvermittlung und Kommunikation mitbringen sowie eine ausgeprägte Affinität zu allen Online-Themen, insbesondere Social Media.“ Schließlich gilt es, das Verlagsangebot in den verschiedenen Internet-Kanälen offensiv zu bewerben.

"Online-Marketing-Manager, gerne auch mit geisteswissenschaftlichem Hintergrund"

In eine ähnliche Richtung stieß eine vom Carl Hanser Verlag ausgeschriebene Stelle. Gesucht wurde ein/e Online-Marketing-Manager/in, gerne auch mit geisteswissenschaftlichem Hintergrund. Zum Aufgabengebiet gehörten Konzeption und Monitoring von Online-Marketingkampagnen. Hinzu kam Community-Marketing, darunter die Umsetzung von Facebook-Aktionen, Pflege des Kontakts zu Buch-Bloggern und die Weiterentwicklung der Verlags- und Autorenseiten im Internet.

Ein geisteswissenschaftlicher Hochschulabschluss war auch von Vorteil, als es um den Posten einer Redakteurin beziehungsweise eines Redakteurs für das Verlagsprogramm ging. So suchte der Ernst Klett Verlag, ein führender Anbieter von Lexika und Sprachlehrmedien, eine/n Redakteur/in und Projektmanager/in in Deutsch als Fremdsprache (DaF). Wer sich dafür bewerben wollte, sollte über Unterrichtserfahrung im Bereich DaF, zum Beispiel an der Volkshochschule, bei öffentlichen und privaten Trägern oder an Universitäten, verfügen sowie Projektmanagementerfahrung vorweisen können. Als Studienfächer wurden Linguistik und/oder Sprachwissenschaften genannt, als besondere Fähigkeiten: fundierte und reflektierte Didaktikkenntnisse.

 Job als Programmplaner/in

Wenn man sich mit den Möglichkeiten der Mitarbeit im Verlagswesen beschäftigt, fällt der Blick auf weitere Tätigkeiten, an die man zunächst vielleicht nicht gedacht hat. Einer davon ist der Beruf des Programmplaners. In Verlagen ist er für die inhaltliche und strategische Programmentwicklung verantwortlich. Durch eine systematische Markt- und Konkurrenzbeobachtung schlägt er der Geschäftsführung vor, in welche Richtung sich das Verlagsangebot entwickeln könnte. Hier gilt es literarische Trends zu beobachten und gegebenenfalls in eine eigene Buchreihe fließen zu lassen.

Je nach Ausrichtung des Verlages wird eine geisteswissenschaftliche Qualifikation gefordert, und die wurde auch in einer Jobanzeige eines Hamburger Unternehmens aufgeführt, in der es um eine/n Mitarbeiter/in im Bereich Lizenzen ging. Die Lizenzabteilung ist für alle Tätigkeiten verantwortlich, die zum Verkauf von Rechten im Bereich Film, Fernsehen und Hörbuch gehören einschließlich der Vor- und Nachbereitung von Kundenterminen und Buchmessen.

Ein anderer Aufgabenbereich im Verlagswesen ist der eines/r Texter/in und Konzeptioner/in. Zu den Arbeitsabläufen gehört die eigenständige inhaltliche und organisatorische Betreuung von Verlagsvorschauen inklusive Verfassen und Abstimmen der Marketingtexte, das Texten von Anzeigen für die Zielgruppen Handel oder Leser sowie die Konzeption für Werbemittel wie Leseproben, Plakate und Displays. Auch an der Entwicklung und Umsetzung neuer Ideen für Werbemittel sollten Bewerber/innen Interesse haben.

Mitarbeit in Theaterverlagen, Zeitschriften und Magazinen 

Ein ebenfalls wenig bekannter Tätigkeitsbereich für Geisteswissenschaftler/innen ist die Mitarbeit in Theaterverlagen. Sie verfügen über die Aufführungsrechte von Opern, Operetten, Musicals sowie Schauspielen und Stücken für das Kinder- und Jugendtheater. Und dabei geht es nicht nur um die Genehmigung von Aufführungsverträgen.

Die neuen und alten Bühnenwerke müssen auf der verlagseigenen Homepage beziehungsweise im gedruckten Verlagskatalog beworben werden. Auch ein enger Kontakt mit den Intendanten/innen und Dramaturgen/innen der deutschen Theater ist unerlässlich, um sie über neue Stücke zu informieren und für eine Aufführung zu werben. Gute Chancen hat hier jemand mit den Studienfächern Theater- oder Musikwissenschaft. Man muss sich allerdings sehr gut in der deutschen Theaterszene auskennen; regelmäßige Aufführungsbesuche sind obligatorisch, um hier den Einstieg zu schaffen.

  • Branchennetzwerke 
  • www.buecherfrauen.de: Ein berufliches Netzwerk für Frauen aus Buchhandel, Verlagen, Agenturen und allen anderen Arbeitsbereichen rund ums Buch 
  • http://jungeverlagsmenschen.de: Mit inzwischen über 700 Mitgliedern in zwölf Städtegruppen der größte Nachwuchsverein der Buch- und Medienbranche

Und dann gibt es da noch den florierenden Bereich der Zeitschriften und Magazine. Wer bei Spiegel, Stern und Co. arbeiten möchte, braucht in den meisten Fällen jedoch einen journalistischen Background. Hier ist aber auch eine Bewerbung als Geisteswissenschaftler/in möglich (und sie wird in Anzeigen als Qualifikation gelegentlich auch angegeben), wenn man das hat, was im Verlagswesen eine „gute Schreibe“ genannt wird.

So offerieren auch Special-Interest-Zeitschriften, die sich mit Kultur, Kunst und Theater beschäftigen, immer wieder entsprechende Jobs. Vor wenigen Wochen suchte beispielsweise die Filmzeitschrift „Cinema“ nach einer Mitarbeiterin beziehungsweise einem Mitarbeiter für die Redaktion. Vorausgesetzt wurde ein Studium des Journalismus beziehungsweise der Medien-, Sozial- oder Geisteswissenschaften. Auch der Bauer Medienverlag bot auf seiner Internetseite etliche Jobs (und Praktika) für Leute mit einem absolvierten Hochschulstudium an, das Geisteswissenschaftler/innen mit ersten journalistischen Erfahrung einschloss. Ob man allerdings für Hochglanz- und Frauenmagazine rund um die Themen Mode, Promi-News, Diäten und Kochrezepte arbeiten möchte, steht auf einem anderen Blatt.

So ergibt sich von der ersten Sichtung des Manuskripts bis zur abschließenden Vermarktung eine interessante Kette von Einsatzmöglichkeiten für Akademiker/innen. Und das ist eben mehr als nur das Aufgabengebiet des Lektorats: Herstellung, Redaktion, Vertrieb, Marketing, Programmgestaltung, digitaler Content sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bieten viele Möglichkeiten. Der Einstieg in den Markt ist jedoch hart umkämpft, und selbst wenn man gute Voraussetzungen für eine Stelle mitbringt und sie auch bekommt, kann es sein, dass man zunächst nur ein vergleichsweise geringes Gehalt beziehen wird, so wie es bei Berufseinsteigern/innen leider in der gesamten Kreativbranche üblich ist. Aussichtslos ist es aber nicht, im Verlagswesen Fuß zu fassen. Auch hier gilt es wie so oft, die richtige Nische zu finden, in die man seine persönlichen Talente, Kenntnisse und Fähigkeiten sowie – in diesem Fall – auch seine Liebe zur Literatur einbringen kann.

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