Schlechte Noten: Wie verhalte ich mich im Bewerbungsgespräch?
Schlechte Noten können ein Thema im Bewerbungsgespräch sein. Darauf kann man sich gut vorbereiten - anstatt nervös zu werden. Foto: © Antonioguillem / Fotolia

Schlechte Noten: Wie verhalte ich mich im Bewerbungsgespräch?

Immer mehr Studierende verlassen die Uni mit Bestnoten. Doch was ist, wenn man keine Eins oder Zwei hat? Wie man im Bewerbungsgespräch auch trotzdem selbstbewusst auftritt.

„Mit dieser Note brillieren Sie aber nicht gerade. Wie ist die denn zustande gekommen?“

Solch ein Kommentar einer Personalerin oder eines Personalers tut weh – aber vor allem verunsichert er. Wie kann ich damit umgehen, wenn ich keine brillianten Noten auf dem Abschlusszeugnis habe? Unsere Tipps: 

Don‘ts

Die Schuld auf andere schieben

Die Prüferin mochte mich nicht; ich musste meinem Opa beim Einkaufen helfen und konnte nicht lernen; der Hund hat meinen Reader gefressen: Schuld haben immer alle, nur nicht man selbst.

Doch wer den Fehler für seine schlechte Note als erstes bei anderen sucht, stellt gegebenenfalls seine Fähigkeit zum eigenverantwortlichen Handeln infrage. Beim Unternehmen könnte der Eindruck entstehen, dass Bewerbende auch im Beruf erst mal den Finger auf Kolleginnen und Kollegen richten, anstatt sich an die eigene Nase zu fassen.

Leere Floskeln anführen

Dass Bewerbende mit einer schlechten Note unzufrieden sind, versteht sich von selbst. Sätze wie „Damit bin ich auch nicht glücklich“ oder „Heute würde ich mehr lernen“ sollten im Vorstellungsgespräch vermieden werden, da sie inhaltslos sind und damit nicht authentisch wirken.

Im schlimmsten Fall deuten sie an, dass Bewerbende sich nicht ausreichend mit den eigenen Schwächen auseinandergesetzt haben. Deshalb sollten sie sich ein oder zwei Sätze zurechtlegen, die ihre Auseinandersetzung mit den eigenen Schwächen vermitteln.

Sich für die Note rechtfertigen

Sich seiner (unter)durchschnittlichen Noten bewusst zu sein, ist eine Sache. Sie zu verteidigen eine andere. Wer auf die Frage nach einer schlechten Note direkt mit „Aber“ beginnt, verspielt unter Umständen wertvolle Soft-Skill-Punkte.

Niemand ist perfekt, und jeder Mensch macht Fehler beziehungsweise läuft nicht immer zu Höchstform auf. Die Kunst liegt darin, aus Fehltritten einen Nutzen zu ziehen und das dem Unternehmen zu verstehen zu geben. Ein/e Mitarbeiter/in mit der Fähigkeit, sich und die eigene Arbeit ratio­nal zu hinterfragen, ist für ein Unternehmen viel wert.

Do‘s

Lernbereitschaft zeigen

Das Leistungstief, das durch die schlechte Note signalisiert wird, ist überwunden und die Wissenslücke geschlossen. Das sollten Bewerbende im Gespräch vermitteln.Damit das gelingt, sollte das „Wie“ dieses Prozesses transparent gemacht werden.

Das persönliche Gespräch als Form der Bewerbung spielt Arbeitsuchenden dabei in die Karten. Mündlich lässt sich nämlich leichter erklären, dass die 3,0 in Mathe I dazu führte, dass eine Ingenieurin ihre Schwäche in der Integralrechnung erkannt und in einer Lerngruppe oder durch Nachhilfe behoben hat. Oder dass ein Geschichtsstudent sein mangelndes Wissen der Mediävistik durch die Mitarbeit in einem Mittelaltermuseum ergänzt hat.

Die eigenen Stärken betonen

Zwar ist die Note noch immer eines der dominierenden Einstellungskriterien, aber vielen Personaler/innen ist das Gesamtpaket genauso wichtig. Trotz (unter)durchschnittlicher Note dürfen Bewerbende ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Obwohl eine Geografin eine 3,5 auf dem Zeugnis stehen hat, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht teamfähig und kommunikativ ist.

Die Abschlussnote für den Master in Slawistik sagt ebenso wenig über die Führungsqualität eines Kandidaten aus, wie ein Abschluss in Biologie über die sprachliche Kompetenz eines Studierenden. Sind überfachliche Fähigkeiten wie diese gefordert, können Bewerbende sich auch damit als geeignete Kandidat/innen präsentieren.

Zeigen, dass es passt

Spätestens wenn die Einladung zum Vorstellungsgespräch erfolgt, sollten Bewerbende sich über das jeweilige Unternehmen informieren. Ist das Team beispielsweise interdisziplinär zusammengesetzt? Gibt es viele Quereinsteiger/innen?

Welche Projekte wurden in letzter Zeit realisiert? Einen Blick in den Newsletter oder auf die Unternehmenshomepage kann ihnen Vorteile verschaffen, wenn es im Gespräch auf einmal um die schlechte Note geht. Denn wer den Hintergrund des Unternehmens kennt, kann zeigen, dass er dazu passt – auch mit einer schlechteren Note.

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