Die Forstwirtschaft wird weiblicher
Die Revierförsterin Christiane Lorenz-Laubner setzt sich für mehr Gleichstellung im Forstbereich ein. Denn im Wald arbeiten immer mehr Frauen.
Interview: Daniela Knoll
Rund 1.700 Hektar Waldgebiet: Das ist das Einsatzgebiet von Christiane Lorenz-Laubner (Foto: privat). Sie hat Forstwirtschaft studiert und arbeite heute im niedersächsischen Harzrevier Kapellenfleck. Dass noch mehr Frauen den Weg in das Berufsfeld finden, ist der zweiten Vorsitzenden des Vereins Frauen im Forstbereich eine Herzensangelegenheit.
WILA Arbeitsmarkt: Ist der Beruf einer Försterin selten?
Christiane Lorenz-Laubner: Ja, der ist eher selten. Eine Studentin, die ich betreut habe, hat für ihre Bachelorarbeit eine Umfrage bei den Länderforstverwaltungen und Forstbetrieben gemacht. Die Frage war, wie viele Frauen mit einer forstlichen Ausbildung in den jeweiligen Betrieben arbeiten. Das kann beginnen bei der Forstwirtinnen-Lehre, dem Forstwirtschaftsstudium mit dem Bachelorabschluss oder dem Forstwissenschaftsstudium mit dem Masterabschluss. Nach dieser Umfrage liegt der Frauenanteil in leitenden Positionen im Durchschnitt unter zehn Prozent. In einigen neuen Bundesländern im Osten, der ehemaligen DDR, teils darüber.
"Als die Männer nach dem Krieg zurückkamen, wurden Frauen in die klassische Hausfrauenrolle zurückgedrängt."
Warum muss man das Thema Frauen im Forstbereich besonders thematisieren?
Weil der Forstberuf aus der Geschichte heraus ein klassischer Männerberuf ist. Frauen hatten erst in den 1970er-Jahren Zugang zu dem Beruf. Ich spreche aber nicht von den Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgeforstet haben. Das war dem Mangel an männlichen Arbeitskräften geschuldet. Als die Männer nach dem Krieg zurückkamen, wurden Frauen in den westlichen Bundesländern oft sukzessive in die klassische Hausfrauenrolle zurückgedrängt.
Inzwischen sind einige Jahrzehnte vergangen. Welche Möglichkeiten haben Frauen heute in Forstberufen?
Heute sind die Einstellungsvoraussetzungen für Frauen sehr gut. Weil wir Gleichstellungspläne haben, die es in den 1980/1990ern entweder nicht gab oder die kaum oder gar nicht umgesetzt wurden. Oft wird bei gleicher Eignung, Leistung und Befähigung die Frau eingestellt. Wir haben inzwischen auch mehr junge Frauen in der Ausbildungsphase. Das ist nach dem Studium das Referendariat im höheren Dienst und im gehobenen Dienst die Anwärterzeit. In manchen Bundesländern gibt es auch eine Traineezeit. Auch da ist der Frauenanteil gestiegen.
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Viele Landesforsten und Forstverwaltungen werben beim alljährlichen Girls' Day darum, jungen Mädchen und Frauen den Beruf der Försterin näherzubringen. Wie finden Sie das?
Das finde ich hervorragend. Man beobachtet häufig bei Schulabgängern eine gewisse Orientierungslosigkeit. Ich finde, dieser Girls' Day sollte Frauen in Männerberufe bringen und umgekehrt Jungs in Frauenberufe bringen. Viele Forstverwaltungen, eigentlich fast die gesamte Wirtschaft, stehen vor einem demografischen Wandel, vor einem Nachwuchsproblem. Meiner Erfahrung nach ist man auch nicht aus reinem Wohlwollen oder Gleichstellungsgründen um Frauen bemüht, sondern weil man sie als Arbeitskräfte braucht.
"Wenn eine Brennholzbroschüre aufgelegt wird, sollte da auch eine Frau drin zu sehen sein."
Haben Sie einen Tipp für Kommunen, Länder oder Landesforsten, um mehr Frauen für den Forstberuf zu begeistern?
Es geht auf jeden Fall schon mal in die richtige Richtung. Viele Landesforsten sind auf Berufsstartermessen vertreten und schicken Frauen als Repräsentantinnen oder Werbefrau hin. Das halte ich für eine sehr gute Idee. Dann gibt es Werbung für den Girls' Day. Auch betriebsintern sollte der Blick immer wieder auf gendergerechte Bild- und Sprachdarstellung gelenkt werden, damit diese nicht vergessen wird. Wenn jetzt beispielsweise eine Brennholzbroschüre aufgelegt wird, dann sollte da irgendwo auch eine Frau sein, die mitarbeitet.
Was verstehen Sie unter einer gendergerechten Bild- und Sprachdarstellung?
Zum Beispiel, wenn man von Försterinnen und Förstern spricht, dass man dann lieber von Forstleuten spricht. Das ist ein Thema, das häufig belächelt wird: gendergerechte Sprache. Noch wichtiger sind Bilder. Ein kleines Beispiel: Das Bundeslandwirtschaftsministerium hatte vor einigen Jahren eine Broschüre zum Wald. Und der Waldzuständige darin war der klassische männliche Förster mit Rauschebart und Dackel. Wir als Verein fanden das nicht gendergerecht, weil dadurch ein Geschlechterbild vermittelt wird, das nicht der Gegenwart entspricht. Die zweite Auflage der Broschüre hat sich dann auch geändert.
Wie fühlt es sich an, ein eigenes Forstrevier zu haben?
Das fühlt sich sehr gut an. In meinem Revier bin ich so ein bisschen „territorial". Das macht meine Arbeit so toll. Und ich habe ein gutes Gefühl dabei, mein eigenes Geld und das anderer Leute zu erwirtschaften.
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