
Teil 2: Vorstellungsgespräche ‒ die Stunde danach
Das Vorstellungsgespräch ist geschafft. Kaum ist man wieder bei sich, schießen einem die Dialoge durch den Kopf. Wie war ich? Sobald man etwas geerdet ist, heißt es: Resümieren, dann relaxen!
Text: Andreas Pallenberg
Eigentlich ist es ja vollbracht, egal wie. Aber das Adrenalin strömt noch. So richtig durchatmen lässt sich erst, wenn man auch örtlich Abstand gewonnen hat. Erst langsam macht sich Entspannung breit. Langsam deshalb, weil einem jetzt alles durch den Kopf geht, was da eben passiert ist.
Ziemlich unsystematisch blitzen Momentaufnahmen auf, Fragen und Antworten, Verlegenheiten und peinliche Patzer. Aber auch angenehme Situationen, schlagfertige Reaktionen und humorvolle Repliken – und wenn es nur das wohlwollende Nicken einer einzelnen Person war oder die Art der Verabschiedung, bei der man das Gefühl hatte, dass man tatsächlich das Rennen machen könnte.
Eigentlich hat man nach dem Gespräch natürlich andere Gelüste, als sich gerade jetzt noch einmal alles reinzuziehen, was gerade gelaufen ist. Jetzt will man zu Hause anrufen, sich bei Freunden melden, will es sich bequem machen, abhängen und möglichst nichts machen.
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Manche gehen dann etwas essen, genehmigen sich dazu ein Gläschen Wein und wollen erstmal nur entspannen und „runterkommen“. Das klappt aber nicht immer. Bis man nämlich richtig entspannen kann, läuft der Film noch und will sortiert werden. Also ran an Laptop oder Stift: Zum Protokoll bitte!
Ein Protokoll muss her
Da die Eindrücke noch frisch sind und erfahrungsgemäß rapide verblassen, lohnt es sich, eine Art Gedächtnis-Protokoll anzufertigen, am besten chronologisch. Zum Einstieg können beispielsweise folgende Fragen dienen:
• Wie war die Begrüßung?
• Wie war mein erster Eindruck?
• Welchen ersten Eindruck habe ich mutmaßlich hinterlassen?
• Welche Leute saßen mir gegenüber? Namen?
• Wie lautete die erste Frage? Wie habe ich die pariert?
• Wie ging es weiter?
Versucht man dann die weiteren Fragen hintereinander zu rekapitulieren, fällt es selbst unmittelbar danach schon schwer, diese auf die Reihe zu bekommen. Ein Grund mehr, dieses Protokoll – und seien es auch nur Stichwörter – baldmöglichst anzufertigen:
• Welche Themen wurden vertieft?
• Welche Dialoge gab es?
• Welche Fragen haben mich irritiert?
• Welche Fragen konnte ich gut nutzen?
Stimmung zu Papier bringen
Es lohnt sich auch, den Verlauf des Bewerbungsgespräches auf der emotionalen Ebene zu rekapitulieren:
• Gab es peinliche Momente für mich?
• Was hat mich geärgert?
• Was hat mich gefreut?
• Welches Gefühl hatte ich am Anfang, welches am Ende des Gespräches?
• Welche Situationen haben die Stimmung bestimmt?
• Wie verlief die Aufregungskurve?
• Gab es Sympathien oder Antipathien?
• Wann habe ich mich besonders wohl gefühlt?
• Wann besonders schlecht?
Ist man einmal drin im Protokoll, fällt einem das Geschehene nach und nach ein. Ein paar abschließende Dinge sollte man aber doch noch klären, zum Beispiel:
• Was darf nie mehr passieren?
• Was kann oder muss ich dringend verbessern?
• Will ich da überhaupt arbeiten?
• Wie sind wir verblieben?
Das Protokollieren hilft dabei, sich auf ähnliche Situationen besser vorzubereiten. Man festigt das Gefühl, der Situation gewachsen zu sein und erhöht durch diesen aktiven Lernprozess die Souveränität.
Um diesen aus seiner Nicht-Struktur herauszuholen und ihn zu optimieren, lohnt es sich, systematisch vorzugehen, auch wenn dies angesichts der überstandenen Situation zunächst unbequem ist. In der nächsten „Stunde davor“ weiß man das zu schätzen.
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