Arbeitsfeld Biodiversität
Fachkräfte der Natur- und Umweltwissenschaften können sich in verschiedenen Aufgabenfeldern für das Thema Biodiversität einsetzen. Je nach Stelle brauchen sie spezifische Fähigkeiten.

Arbeitsfeld Biodiversität

In vielen Jobprofilen stößt man inzwischen auf das Thema Biodiversität. Fachkräfte der Natur- und Umweltwissenschaften stehen vor der Herausforderung, die passende Stelle herauszufiltern.

Text: Stefanie Schweizer

Es gibt immer weniger Fluginsekten. Seit 1989 ist ihr Bestand, der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) zufolge, in Deutschland um 75 Prozent zurückgegangen. Ein Umstand, der das Artensterben und damit die Gefährdung der Biodiversität und des Ökosystems insgesamt besonders deutlich abbildet und daher auch stets als Beispiel zitiert wird. Das Insektensterben ist auch wirtschaftlich ein großes Problem, da ein Großteil der Nutzpflanzen in Deutschland von Insekten bestäubt wird.

Der Rückgang der Tiere wirkt sich also auch auf Landwirtschaftsbetriebe aus. Das Beispiel zeigt also auch, wie stark Ökonomie und Biodiversität verwoben sind. Um hier Abhilfe zu schaffen, gibt es inzwischen verschiedene Förderprogramme, die die biologische Vielfalt fördern sollen.

Was ist Biodiversität?

Der Begriff Biodiversität wird in Wissenschaft, Politik sowie Gesellschaft unterschiedlich interpretiert. Die MPG veröffentlicht auf ihrer Webseite folgende Definition: „Als Biodiversität bezeichnet die Biodiversitätskonvention der Vereinten Nationen die Vielfalt aller lebenden Organismen, Lebensräume und Ökosysteme auf dem Land, im Süßwasser, in den Ozeanen sowie in der Luft.“ Während der Ausdruck in der Wissenschaft also der Einordnung dient, scheint er in der Politik mit dem Negativbild des Artensterbens und dem Rückgang natürlichen Lebensraums verknüpft.

Aus gesellschaftlicher Sicht wird Biodiversität häufig in Zusammenhang mit Nachhaltigkeit und Naturschutz gesetzt, was sich beispielsweise in der Definition auf der Webseite des Umweltbundesamtes widerspiegelt: „Eine ausgewogene und funktionierende Umwelt gründet auf der Vielfalt der Ökosysteme, der genetischen Vielfalt und dem Reichtum an Arten bei Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen.“ Letztlich zielt jedes Verständnis von Biodiversität ab auf den Erhalt, Schutz sowie die Förderung von tierischer, pflanzlicher Vielfalt sowie von deren Lebensräumen.

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Für Fachkräfte der Natur- und Umweltwissenschaften eröffnen sich verschiedene Aufgabenfelder, bei denen das Thema Biodiversität in verschiedener Weise in den Mittelpunkt rückt. Je nach Stelle sind spezifische Fähigkeiten notwendig. Rund um das Thema Biodiversität werden allgemein Fachkräfte gesucht aus der Biologie, der Landschaftsökologie, Landschaftsplanung, Landespflege, aus den Agrar-, Forst- und Geowissenschaften oder vergleichbarer Studienabschlüsse mit ökologischer Ausrichtung.

Denn grundsätzlich sind für die Arbeit in der Biodiversität immer natur- und umweltwissenschaftliche Fachkenntnisse gefragt. Diese variieren, je nachdem, ob Bewerberinnen und Bewerber eine Tätigkeit beispielsweise in der Artenforschung, im Pflanzenbau oder im Nachhaltigkeitsmanagement anstreben. Im Allgemeinen werden von Bewerber/innen, ergänzend zum Fachwissen, häufig Kenntnisse in branchenspezifischen Softwareprogrammen sowie statistische Fähigkeiten verlangt. Selbstständiges Arbeiten, Kommunikationsstärke sowie Belastbarkeit zählen zu weiteren, notwendigen Qualifikationen.

Komplex „Biodiversität“

Welche konkreten Aufgaben Fachkräfte übernehmen und welche Fähigkeiten sie für deren Bewältigung benötigen, hängt auch davon ab, in welchem Sektor sie arbeiten werden. Freie Stellen finden sich in Forschung, Wirtschaft und öffentlichem Dienst. Jeder Beschäftigungszweig bietet unterschiedliche Arbeitgeber. Für eine Karriere in der Forschung sind das vor allem Hochschulen, Forschungszentren und -organisationen. Sie verfügen häufig über themenspezifische Institute wie die Universität Göttingen mit dem „Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung“.

Darüber hinaus führen Forschungsinstitutionen Projekte zum Thema Biodiversität durch. Für Natur- und Umweltwissenschaftler/innen kann etwa eine Mitarbeit an Projekten interessant sein, die mit aktuellen Fragestellungen rund um die Artenvielfalt zu tun haben. Gesucht werden derzeit zum Beispiel Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen für das EU-Projekt REGREEN am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, in dem es um Ökosystemleistungen geht, sowie für Projekte am Institut für Biodiversität des Johann Heinrich von Thünen-Instituts oder am Institut für Evolution und Ökologie der Universität Tübingen.

Forschung zu Luftqualität

Dr. Joana Leitaos Tätigkeit ist ein Beispiel für Forschungsprojekte, die sich einem Teilbereich der Biodiversität widmen. Die gebürtige Portugiesin arbeitet am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung e.V. (IASS) in Potsdam im Projekt „Modellierung der Luftqualität für Politikberatung“. Die Forschung der promovierten Umweltphysikerin bildet die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik.

Sie untersucht die Auswirkungen von Luftverschmutzung sowie die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Luftqualität. „Luft ist ein wesentliches Element für alle Lebewesen. Durch die Bewertung des Zustands der Luftqualität sowie der politischen Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung trage ich zur Erhaltung einer angemessenen Luftqualität bei“, erklärt die Forscherin.

Zu Joana Leitaos täglichen Aufgaben innerhalb des Projekts zählen beispielsweise die Erstellung von Emissionskatastern, das Sammeln sowie Vergleichen von Daten und Quellen. Auch die Berechnung von Verkehrsemissionen fällt in ihren Aufgabenbereich. „Um am Thema Luftqualität arbeiten zu können, ist ein gutes Verständnis der Luftchemie und -physik erforderlich. Für die Anwendung numerischer Modelle braucht man Programmier- und Codierkenntnisse. Darüber hinaus ist es auch nützlich, mit Meteorologie oder und politischen Entscheidungsprozessen vertraut zu sein“, so Leitao.

Kommunizieren können

Für Wissenschaftler/innen anderer Fachrichtungen und in anderen Projekten kann der Berufsalltag ganz anders aussehen. Eine promovierter Biologe zum Beispiel, der am Institut für Evolutionsökologie und Naturgenomik der Universität Ulm arbeitet und im Schwerpunktprogramm „Biodiversitäts-Expolatorien“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) forscht, übernimmt ganz andere Aufgaben: Hier geht es um die Administration, Organisation und Kommunikation zwischen Landbesitzerinnen und Landbesitzern, Abstimmung mit lokalen Teams, Aufbereitung der Forschungsergebnisse für Stakeholder sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Nicht nur Bienen, sondern ebenso andere heimische Tierarten und Pflanzen leiden unter Pestiziden, dem Verlust ihrer Lebensräume und dem Unwissen der Menschen. Fotos: © motortion/Adobe Stock

 

Neben Fachwissen stehen vor allem kommunikative Fähigkeiten im Mittelpunkt. Kompetenzen im wissenschaftlichen Schreiben sind bei der Vermittlung der Ergebnisse an die Stakeholder und die Öffentlichkeit hilfreich. Darüber hinaus sollten Bewerber/innen die Bereitschaft für Außeneinsätze mitbringen und dementsprechend wetterfest sein sowie einen Führerschein haben.

Auch Anna Pfannenberg braucht letzteren für ihre Außeneinsätze. Als Agrarberaterin mit Spezialisierung auf Naturschutz bei der LMS Agrarberatung GmbH macht sie Landwirten und Landwirtinnen aus Mecklenburg-Vorpommern Vorschläge, wie diese die biologische Vielfalt erhalten können und unterstützt sie bei ihrer Umsetzung – vom Schreibtisch aus und auch vor Ort.

Einstieg über Praktika

Ergänzend zum Studium im Fachbereich Umweltwissenschaften absolvierte Anna Pfannenberg verschiedene Praktika bei Landwirtschaftsbetrieben, im Bereich nachhaltiger Aquakultur sowie in der Naturschutzberatung. Bei ihrem jetzigen Arbeitgeber übernimmt sie unter anderem die Bewertung von Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM).

Mit dem Thema Biodiversität kommt sie darüber hinaus in Form von staatlich geförderten Projekten wie F.R.A.N.Z (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft) in Berührung: „In diesem Projekt erproben Naturschützer/innen und Landwirt/innen gemeinsam auf zehn konventionell wirtschaftenden Demonstrationsbetrieben Maßnahmen, die dem Naturschutz dienen und gleichzeitig praxistauglich und wirtschaftlich tragfähig sind“, erklärt die Umweltwissenschaftlerin.

Aber auch in ihrer täglichen Arbeit in der (Naturschutz-)Beratung richtet sich Anna Pfannenbergs Tätigkeit auf die Förderung von Biodiversität. Arbeitsaufwand sowie -rhythmus bestimmen dabei die Landwirtschaftsbetriebe:„Im Frühjahr gibt es Wochen, in denen man sich nur mit Fragen rund um Düngung und Nährstoffbilanzen beschäftigt, danach folgt die Phase der Agraranträge, in der man viel unterwegs ist und außerdem noch am PC arbeitet“, erklärt Pfannenberg, deren Berufswahl durch den Wunsch nach einer gesicherten Nahrungsmittelproduktion mit Rücksichtnahme auf Natur und Umwelt motiviert war.

„Allerdings ist der Alltag in der Landwirtschaft neben dem Gesetzesdschungel, den bürokratischen Hürden und der fehlenden Stabilität oftmals sehr erschwert. Darum ist mir die konstruktive Zusammenarbeit mit den Landwirt/innen sehr wichtig“, so Pfannenberg.

Überblick über Förderangebote

Neben Beratungsbüros können auch Landschaftspflegeverbände, Vereine, Gutachter- und Planungsbüros oder NGOs potenzielle Arbeitgeber im Bereich Biodiversität darstellen. Berufsständische Einrichtungen wie die Landwirtschaftskammern (LWK) in Deutschland sind ebenfalls regelmäßig auf der Suche nach Fachkräften, um ihre Beratungsstellen zu besetzen. Peter Gräßler ist einer von ihnen: Für die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen berät er Landwirtschaftsbetriebe zu Fragen der Biodiversität.

Der Agrar- und Nutzpflanzenwissenschaftler gibt in der Beratung einen Überblick über die Vielzahl bestehender Förderangebote, übernimmt bei Bedarf das Verfassen von Förderanträgen und begleitet die Betriebe bei der Umsetzung der jeweiligen Maßnahmen. „Im Vorfeld bereitet man sich auf den Betrieb vor. Wo liegen die Flächen, wie groß sind sie, wie sind sie verteilt, was baut der Betrieb an, legt er bereits biodiversitätsfördernde Maßnahmen an?“, fragt Gräßler und gibt damit einen Einblick in seine Arbeit. 

Seit Kindesbeinen hat er mit der Landwirtschaft zu tun, und er widmete sich in seiner Bachelorarbeit dem Thema Biodiversität. Seiner großen Verantwortung gegenüber der Natur aber auch den Landwirt/innen ist sich der Berater bewusst: „Wir arbeiten mit intensiv wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betrieben zusammen, die ihre Familien ernähren müssen. Wir müssen also praktikable, individuelle Lösungen erarbeiten, die einen guten Kompromiss zwischen landwirtschaftlicher Erzeugung und Naturschutzleistungen darstellen.“

Um sich vollumfänglich der Förderung der Biodiversität zu widmen, setzen Berater/innen mit ihrer Arbeit in einem von vielen Problemfeldern an. Bewerber/innen sollten daher neben einem entsprechenden Fachstudium auch Praxisnähe zur Landwirtschaft nachweisen können, denn durch die Betreuung und Begleitung der Betriebe kämen durchaus Fachfragen auf, deren Beantwortung einen landwirtschaftlichen Bezug erforderten, so Gräßler.

Sich vernetzen

Sich der Biodiversität zu widmen, heißt aber nicht nur, Landwirt/innen zu unterstützen. Informieren und aufklären sind ebenfalls wichtige Stichworte: Peter Gräßler arbeitet mit den unteren Naturschutzbehörden, den biologischen Stationen, Wasser- und Bodenverbänden sowie Kulturlandstiftungen zusammen, um deren Akteur/innen auch mit Landwirt/innen zu vernetzen. Die beruflichen Aussichten für Biodiversitätsberater/innen schätzt Peter Gräßler als gut ein: „Der Arbeitsmarkt entwickelt sich grundsätzlich sehr positiv, die Nachfrage nach kompetenter Spezialberatung steigt. Die Betriebe sind sich der enormen gesellschaftlichen Herausforderungen bewusst und möchten diese aktiv mitgestalten.“

Wer in der Biodiversitätsberatung einsteigen möchte, sollte außer Fachkenntnissen in Naturschutz, Landwirtschaft, Ökonomie und Umwelt- sowie Agrarrecht auch die nötigen Soft Skills mitbringen, zum Beispiel überzeugen können, Begeisterung für den Naturschutz zeigen, Empathie. Je nach Bundesland unterscheiden sich die methodischen Beratungsansätze in Bezug auf Intensität, Schwerpunkt- und Zielsetzung. Studien zeigen, dass nach einer qualifizierten Beratung biodiversitätsfördernde Maßnahmen eher angenommen werden von den Betroffenen, zum Beispiel Landwirten und Landwirtinnen.

Arbeiten im Naturschutz

Mit kommunikationsintensiven Situationen kennt sich auch Dr. Wolfgang Wagner aus. Nach seiner Tätigkeit als freiberuflicher ­zoologischer Gutachter arbeitet der Biologe mit dem Schwerpunkt Ökologie, Botanik und Zoologie seit 2014 als Leiter des Sachgebiets „Fachliche Grundlagen“ bei der Naturschutzbehörde Stuttgart.

Mit seinem kommunalen Artenschutzkonzept setzt sich die Stadt für die Optimierung und Wiederherstellung entsprechender Lebensräume ein. „Wenn man Arten schützen will, müssen die Lebensräume fachgerecht unterhalten werden. Viele Mitbürger/innen verstehen nicht, dass im Einzelfall eben auch mal Gehölze gerodet werden müssen, wenn diese fachlich wertvollere Habitat-Typen bedrängen“, erklärt Wagner.

Wer Interesse an einer solchen Stelle hat, sollte daher Ausdauer mitbringen und die Motivation, Ziele beharrlich über mehrere Jahre hinweg und Widerständen zum Trotz zu verfolgen. „Biodiversität ist bei uns täglich ein Thema“, erklärt Wagner. „Beispielsweise, wenn es darum geht, Fachgutachten und artenschutzrechtliche Maßnahmen für Verfahren auszuwerten und festzulegen. Weiterhin haben wir für die Stadt Stuttgart vor kurzem ein kommunales Artenschutzkonzept erstellt, dessen Umsetzung bereits begonnen hat.“

Die hier entstehenden Aufgaben reichen von Erstpflegemaßnahmen zwischenzeitlich verbuschter Magerrasen über die Sanierung und Neuanlage von Tümpeln im Wald für den Springfrosch und Gelbbauchunken, das Freistellen von Steinbruchwänden, die Pflege von Streuobstbeständen bis hin zur Auflichtung von Waldrändern zur Revitalisierung trockenwarmer Säume.

„Dabei ist eine Schwierigkeit, dass wir zwar planen und fachlich begleiten, aber die Ausführung der Arbeiten organisationshalber häufig anderen wie dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt zukommt. Das kann nervenaufreibend und kommunikationsintensiv sein – für beide Seiten“, erklärt Wagner. Als eine der Hauptaufgaben nennt er die Koordination der Maßnahmen mit den ausführenden Stellen. Auch die Öffentlichkeitsarbeit sei nicht zu unterschätzen. „Dazu kommt die notwendige Akquise der Mittel in den Haushaltsberatungen“, erklärt Wagner.

Arbeitsmarkt Biodiversität

Neben dem hohen Kommunikationsaufwand, der zwischen den einzelnen Projektparteien entstehen kann, sieht der Biologe vor allem die Schwierigkeit, Fachkräfte mit ausreichend Kenntnis über relevante Gruppen zu finden. „Leider wurden in den letzten Jahrzehnten die Ausbildungsschwerpunkte der Universitäten von der Vermittlung fundierter ökologischer (Arten)Kenntnisse weg zu Genetik und Mikrobiologie verschoben, sodass man vertiefte Artenkenntnisse heute nur noch mit viel Eigeninitiative erlangt und solche Bewerber/innen rar sind“, findet Wagner.

Eine Chance vor allem für grüne Fachkräfte, die sich auf Arten wie Vögel, Fledermäuse oder Insekten spezialisiert haben. Den „Arbeitsmarkt Biodiversität“ schätzt auch Dr. Wolfgang Wagner als zunehmend aussichtsreich ein: „Durch immer weiter steigendes Arbeitsaufkommen, insbesondere durch den europäischen Artenschutz und dem Netz aus Schutzgebieten Natura 2000, steigen – zwar langsam, aber immerhin – auch die Stellenzahlen, nicht nur bei den Behörden, sondern gerade auch bei Gutachterbüros oder Landschaftspflegeverbänden.“

Verdienstmöglichkeiten

Pauschale Aussagen über das Gehalt von Fachkräften im Bereich Biodiversität sind schwer möglich. Denn der Verdienst ist nicht nur abhängig vom Sektor; auch die Stufe der ausgeschriebenen Stelle nimmt Einfluss auf das Gehalt. Die Forschung betitelt ausgeschriebene Stellen vor allem als wissenschaftliche Mitarbeit, Promotions- oder PhD-Stellen. Somit wird in den meisten Fällen von Bewerber/innen mindestens ein Masterabschluss verlangt. Die Bezahlung für Angestellte an Hochschulen richtet sich nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L).

Können Bewerber/innen eine Promotion oder mehrjährige Arbeitserfahrung vorweisen, kann die Einstufung in eine höhere Gehaltsklasse erfolgen. „Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten für Nachwuchsforscher/innen. Im Allgemeinen ist es aber eine Herausforderung, Forschungspositionen zu finden, die eine gewisse Sicherheit im Leben bieten, da die meisten davon auf kurzfristigen Projekten basieren“, gibt Forscherin Joana Leitao zu bedenken.

Das Gehalt von Umwelt- und Naturwissenschaftler/innen hingegen, die in der Wirtschaft für den Bereich Biodiversität tätig sind, ist mitunter abhängig von der aktuellen Wirtschaftslage. Gerade in Gutachterbüros zählt der praktische Bezug, sodass nicht immer explizit nach einem Masterabschluss verlangt wird. So haben besonders Naturwissenschaftler/innen mit Bachelor sowie praktischer Erfahrung in der Landwirtschaft gute Chancen.

Für freie Stellen im öffentlichen Dienst werden Sachbearbeiterinnen, Mitarbeiter, aber auch wissenschaftliche Mitarbeitende gesucht. Wer im öffentlichen Dienst tätig ist, wird zwar ebenso nach Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) bezahlt, allerdings gibt es auch hier Unterschiede: „In Ballungsgebieten wie Stuttgart wird meist besser gezahlt als in ländlichen Regionen. Stellen, die in Großstädten in E13 bis E14 eingruppiert sind, können dort manchmal nur mit E10 bis E12 bewertet sein“, erklärt Wagner.

Überblick über die Stellen

Letztlich müssen alle Institutionen des öffentlichen Dienstes, Forschungseinrichtungen, Planungs- sowie Beratungsbüros sowie Einrichtungen der Umweltbildung für den Erhalt sowie die Förderung von Biodiversität zusammenarbeiten. Die Beschäftigungsmöglichkeiten sind vielfältig und erfordern meist stellenspezifische Fähigkeiten.

Bewerber/innen stehen somit vor der Herausforderung, die für sie relevanten Stellen herauszufiltern und zu bewerten, wie stark das Thema Biodiversität jeweils im Mittelpunkt der Arbeit stehen wird. Fachkräfte auf der Suche nach einer Anstellung in diesem Bereich tun gut daran, sich mit den unterschiedlichen Stellenanzeigen im WILA Arbeitsmarkt auseinanderzusetzen; sie erhalten so einen guten Überblick darüber, wo sich generell welche Perspektiven rund um die Biodiversität eröffnen.

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