Profis für faire Fitness

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Skifahren und klettern in der Natur macht Spaß und ist gesund, kann aber der Umwelt erheblich schaden. Im neuen Forschungsfeld Sportökologie suchen Manuel Steinbauer und sein Team nach nachhaltigen Lösungen für Mensch und Natur.

Interview: Janna Degener-Storr

Geoökologe Manuel Steinbauer hat an der Uni Bayreuth die erste Professur für Sport­ökologie in Deutschland inne. Foto: UBT

WILA Arbeitsmarkt: Mit welchen Fragestellungen beschäftigt sich die Sportökologie?
Prof. Manuel Steinbauer: Wie die Bezeichnung schon sagt, bewegen wir uns an der Schnittstelle von Sportwissenschaften und Ökologie. Wir erforschen, welche Auswirkungen der Sport auf die Natur hat und – andersherum – was es mit uns Menschen macht, wenn wir in der Natur Sport treiben.

Welche Bedeutung haben diese Fragen für die Gesellschaft und die Umwelt?
Für jeden Einzelnen von uns und für die Gesellschaft wächst die Bedeutung von Sport, Tourismus und Freizeitbeschäftigungen seit Jahrzehnten. Touristische Wirtschaftszweige profitieren davon, dass wir immer mehr Zeit mit Sport verbringen und häufiger in den Urlaub fahren. Auch durch Sportveranstaltungen und Sportangebote lässt sich immer mehr Geld verdienen. Gleichzeitig steigt der Einfluss von Sportlerinnen und Sportlern auf ökologische Systeme.

"Alle großen Unternehmen müssen diese ökologischen Aspekte mitdenken und tun das auch."

Welche Jobs entstehen durch diese Entwicklung in der Wissenschaft und auch in anderen Branchen?
In der Forschung beschäftigen wir uns etwa mit dem Management von Kletterkonzepten oder dem Kanu-Sport auf verschiedenen Flüssen in Deutschland. In der Lehre bedienen wir in Bayreuth verschiedene Studiengänge. Den Studierenden, die sich in der Sportökonomie mit der Schnittstelle zwischen Sport und Wirtschaft befassen, vermitteln wir die ökologische Perspektive von Sportveranstaltungen und Natursport-Tourismus: Was bedeutet es für die Umwelt, wenn eine Sportveranstaltung oder Outdoor-Sport in der Natur stattfindet? Wie lassen sich ein nachhaltiges Sportangebot und Sportartikel mit einem ökologischen Fußabdruck konzipieren?

Die Absolventinnen und Absolventen gehen dann zum Beispiel ins Management von Sportveranstaltungen oder werden in Firmen tätig, die Sportartikel herstellen. Alle großen Unternehmen müssen diese Aspekte mitdenken und tun das auch. Vielerorts gibt es ganze Abteilungen, die sich mit den Umweltimplikationen der Produktion beschäftigen.

Gleichzeitig unterrichten wir mit unseren Lehrveranstaltungen an der Universität Bayreuth, aber auch in den Studiengängen Geoökologie, Geografie, Global Change Ecology sowie Biodiversität und Ökologie, die ähnliche Fragen aus ökologisch-naturwissenschaftlicher Perspektive beleuchten.

Die Absolventinnen und Absolventen dieser Studiengänge können natürlich auch in die Wirtschaft einsteigen, arbeiten aber oft auch im Bereich Naturschutz oder in Umweltbehörden. Schließlich können alle Absolventinnen und Absolventen mit sportwissenschaftlichem Background auch in den Fachjournalismus einsteigen.

"Wir würden jeden einstellen, der sich für das Thema interessiert und die wissenschaftlichen Methoden beherrscht."

Sie selbst haben Biogeographie studiert, ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen sind unter anderem Umweltwissenschaftler/innen, Landschaftsökolog/innen und Paläobiolog/innen. Ist das also ein Arbeitsfeld, das sich explizit an grüne Fachkräfte richtet?
In unserem Forschungsgebiet sind wir vollkommen offen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unterschiedlichsten fachlichen Hintergründen. Wir würden jeden einstellen, der sich für das Thema interessiert und die wissenschaftlichen Methoden beherrscht.

An unserem Lehrstuhl legen wir einen starken Fokus auf die Datenanalyse. Denn sowohl im Sport als auch in der Ökologie stehen uns zunehmend vielfältige Daten zur Verfügung, etwa Bewegungsdaten, die Apps, Sportgeräte oder Fitnessarmbänder liefern, Informationen aus sozialen Medien, Sensoren für Tiere oder Fernerkundungsdaten von Satelliten und anderen automatischen Messstationen. Wir brauchen insbesondere Personal, das diese Daten systematisch auswertet und Zusammenhänge erkennen kann.

"Hochschulen bieten verschiedene Spezialisierungsmöglichkeiten."

Welche Einstiegsmöglichkeiten gibt es für Fachkräfte, die sich beruflich in Richtung Sportökologie bewegen möchten?
Man kann bei uns als Gasthörer sportökologische Lehrveranstaltungen besuchen oder sich innerhalb eines Masters in diese Richtung spezialisieren. Aber auch andere Hochschulen bietet entsprechende Bildungsmöglichkeiten im Bereich der Sportwissenschaften.

Mit welchen Gehältern können Absolventinnen und Absolventen in der Sportökologie rechnen?
Das hängt vollkommen davon ab, in welchem Bereich sie am Ende landen. Sie können zum Beispiel in einem Planungsbüro arbeiten, für die Regierung auf Behördenseite tätig werden oder in das Management eines größeren Unternehmens einsteigen. Hier ist das komplette Spektrum an Gehältern möglich.

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