Job und Kind: Alleinerziehend aus der Sicht einer Mutter
Flexible Zeitplanung ist häufig ein Garant dafür, die Vereinbarkeit mit Familie und Beruf zu schaffen – eine Möglichkeit dafür ist mobiles Arbeiten.

Job und Kind: Alleinerziehend aus der Sicht einer Mutter

Stephanie Schmalacker ist als Marketingleiterin und Mutter ein Organisationstalent. Für die Alleinerziehende funktionieren Job und Kind zusammen – dank Unterstützung der Familie.

Text: Stefanie Schweizer

Schon ihr Studium hat Stephanie Schmal­acker mit Kind gemeistert. Heute arbeitet die Alleinerziehende Vollzeit. Foto: privat

Bevor Stephanie Schmalacker im Büro sitzt, richtet sie Vesperboxen, geht ins Bad und weckt dann ihre Tochter. Dafür beginnt der Tag um 05:30 Uhr. Nach einem gemeinsamen Frühstück verlassen Mutter und Tochter gegen 07:30 das Haus.

Die Marketingleiterin ist längst daran gewöhnt, Mama, Papa und Hauptverdienerin ihrer Einelternfamilie zu sein: Im fünften Semester bekam sie ihre Tochter und beendete ihr Studium dennoch wie geplant. „Alles nach dem Motto: tagsüber Mama und nachts, wenn meine Tochter schläft, Studentin sein“, erinnert sich Schmalacker. Anstelle des Studiums tritt heute eine 40-Stunden-Arbeitswoche.

Helfende Hände aus der Familie

Das Bedürfnis, sich über Netzwerke oder Ratgeberseiten zu informieren, wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als alleinerziehende Mutter gelingt, hatte Stephanie Schmalacker nie; sie setzt aber auf den regelmäßigen Austausch mit ihren „Mami-Freundinnen“. Und ohne ihre Familie als wichtigster Stützpfeiler würde vieles nicht so laufen, wie es aktuell der Fall ist: „Meine Tochter ist bis 12 Uhr im Kindergarten und wird dann meistens von der Oma abgeholt. Ab diesem Zeitpunkt verbringt meine Tochter die Zeit bei meiner Familie.“

Die Marketingexpertin ist sich allerdings auch bewusst, dass nicht alle Alleinerziehenden dieses Glück haben. Zu wissen, dass ihre Tochter bei der eigenen Familie ist, lässt das Zwicken im Bauch kleiner werden, wenn Stephanie Schmalacker arbeiten geht. Um am Abend noch ein paar Stunden mit der Tochter verbringen zu können, versucht sie zwischen 17 und 18 Uhr zu Hause zu sein.

„Ich würde am liebsten die ganze Zeit mit meiner Tochter verbringen, aber ich bin nun mal auf eine Vollzeitbeschäftigung angewiesen, um unser Leben gut und ohne Sorgen finanzieren zu können“, erklärt Schmalacker. Hinzu kommt aber, dass die Marketingexpertin ein sehr ehrgeiziger Mensch mit beruflichen Ambitionen ist: „Natürlich möchte ich auch mein Können unter Beweis stellen und mich beruflich immer weiterentwickeln.“

Karrierefrau und Mutter

Zeitdruck ist ein ständiger Begleiter Alleinerziehender, ob zu Hause oder auf der Arbeit. „Es kamen auf der Arbeit legitime Fragen auf, ob ich es zeitlich schaffe zu einem ­Meeting zu kommen oder ein Projekt rechtzeitig abzuschließen“, so Schmalacker. Negative Erlebnisse in Bezug auf ihren Familienstatus, wie sie viele alleinerziehende Mütter kennen, blieben Stephanie Schmalacker bisher erspart.

Ihre Erfahrungen in Bezug auf die Familienfreundlichkeit bisheriger Arbeitgeber sind laut eigener Aussage durchaus positiv. Zu den Angeboten, die ihr geholfen haben, Kind und Job unter einen Hut zu bringen, zählen beispielsweise ein Familienzimmer, ein unternehmenseigener Kindergarten, das Arbeiten von zu Hause sowie die kurzfristige Möglichkeit, Urlaub zu nehmen oder Überstunden abzubauen. „Dies war aber auch aufgrund von tollen Führungskräften der Fall, mit denen ich mich auch persönlich gut verstanden habe. Ich nehme diese Möglichkeiten keinesfalls als selbstverständlich an“, so Schmalacker.

In ihrem Lebenslauf führt Stephanie Schmalacker nicht auf, dass sie Mutter ist: „Das hat an dieser Stelle keine Relevanz für meine Qualifikation und hat da auch nichts zu suchen.“ In Bewerbungsgesprächen hat die Marketingleiterin diesen Punkt bisher immer von selbst angesprochen. „Ich sehe mich nicht als weniger qualifiziert, weil ich alleinerziehende Mutter bin“, so Schmalacker. 

Vielmehr sieht sie in ihrer Mutterschaft den besten Nachweis über positive Soft Skills, die in Stellenausschreibungen verlangt werden. Von Arbeitgebern wünscht sich die alleinerziehende Mutter, ein verstärktes Angebot für mobiles Arbeiten: „Das ist ein wichtiger Punkt, um das Handling für alleinerziehende Mütter zu erleichtern, vor allem, wenn das Kind krank wird oder die Betreuung mal ausfällt.“

Niemand ist perfekt

Dem privaten sowie beruflichen Umfeld immer gerecht zu werden, ist eine Herausforderung, die am Energievorrat zehrt und für jede alleinerziehende Frau anders aussieht. Daher rät Stephanie Schmalacker auch, nachsichtig mit sich selbst zu sein: „Man darf Fehler machen. Wichtig ist, dass man sein Bestes gibt und selbstkritisch ist.“

Damit Beruf und Familie gleichwertig Platz in ihrem Leben finden, ist für Stephanie Schmalacker neben Familienzeit auch Zeit für sich selbst wichtig: „Wenn es irgendwie möglich ist, muss man auch mal die Rolle als ‚Mama und Papa‘ und ‚Hauptverdienerin‘ ablegen und einfach Frau sein.“

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