Weiterbildung für Angestellte
Viele Fachkräfte haben Interesse an einer Weiterbildung, es lohnt sich bei der Bundesagentur für Arbeit das Angebot anzuschauen.

Weiterbildung für Angestellte

Angesichts zunehmender beruflicher Herausforderungen – wie etwa durch die Digitalisierung – sehen etliche Arbeitnehmer*innen die Notwendigkeit, sich fortzubilden. Dass dabei auch die Agenturen für Arbeit unterstützen können, ist vielen nicht bewusst.

Text: Anja Schreiber

Da Fort- und Weiterbildungen häufig mit hohen Kosten verbunden sind, suchen Arbeitnehmer*innen diesbezüglich nach Unterstützung. Für diese Zielgruppe lohnt es sich, auch das Angebot der Bundesagentur für Arbeit (BA) zu nutzen. Denn diese fördert unter bestimmten Voraussetzungen auch die Weiterbildung von Menschen im Angestelltenverhältnis. „Bei dieser Förderung gilt: erst beraten lassen und dann beantragen“, erklärt Matthias Kleindienst, Pressesprecher der BA in Nürnberg. Eine bereits laufende Weiterbildung unterstützen die Agenturen für Arbeit nicht.

Voraussetzung für eine Förderung ist also eine individuelle Beratung bei der örtlichen Agentur für Arbeit. „In unserem Fokus stehen, neben Arbeitslosen, zunehmend Beschäftigte“, so Matthias Kleindienst. Deshalb bieten die Agenturen für Arbeit auch die sogenannte Berufsberatung im Erwerbsleben an. „Damit wollen wir Menschen erreichen, die vom Strukturwandel am Arbeitsmarkt, aber auch von der Digitalisierung betroffen sind.“ Dazu gehören zum Beispiel Erwerbstätige vor einer beruflichen Neu- oder Umorientierung. „Das können Menschen unterschiedlichsten Alters und aller Qualifikationsstufen sein“, erklärt der Pressesprecher. Auch hochqualifizierte Akademiker*innen kommen infrage.

Weiterbildung oder Umschulung

Beschäftigte, deren Arbeitsschritte teils durch Automatisierung oder Technologien wie künstliche Intelligenz ersetzt werden, stehen ebenfalls im Fokus der Agenturen für Arbeit. Um herauszufinden, ob man zu dieser Gruppe gehört, empfiehlt Matthias Kleindienst, den Job-Futuromat des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zu befragen: „Dieses Tool zeigt das Substituierbarkeitspotenzial der gegenwärtigen Tätigkeit an und gibt damit Hinweise, bei welchen Tätigkeiten Menschen um- und weiterlernen müssen. Wer ein sehr hohes Substituierbarkeitspotenzial hat, sollte sich unbedingt beraten lassen.“ Das betrifft übrigens nicht nur Berufe in der Industrie. Selbst bei einem oder einer Public-Relation-Manager*in zeigt der Futuromat an, dass 40 Prozent der Tätigkeiten automatisierbar seien.

Quereinstieg fördern

Zielgruppe für Beratung und geförderte Weiterbildung sind zudem Arbeitnehmer*innen, die eine berufliche Weiterbildung in einem Engpassberuf anstreben. Das könnten etwa Geistes- oder Kulturwissenschaftler*innen sein, die in den IT-Bereich einsteigen wollen. „Unsere Kolleginnen und Kollegen weisen in den Beratungsgesprächen darauf hin, dass es keinen Beruf gibt, bei dem Menschen für ein Leben lang ‚ausgelernt‘ haben“, so Matthias Kleindienst. Das gelte auch für Akademiker*innen.

„Wir als Bundesagentur können die betroffenen Beschäftigten frühzeitig – also bevor Arbeitslosigkeit droht – beraten und eine abschlussbezogene Weiterbildung oder Anpassungsqualifizierung fördern. Dadurch stabilisieren wir präventiv und nachhaltig Erwerbsverläufe.“ Denn es gehen zwar durch die Digitalisierung Jobs verloren, aber es entstehen auch neue. So gibt es zum Beispiel einen hohen Bedarf an Expert*innen im Bereich Data Science.

Seit ein paar Jahren haben sich zudem die finanziellen Fördermöglichkeiten verbessert. Matthias Kleindienst erläutert: „Mit dem 2019 in Kraft getretenen Qualifizierungschancengesetz wurde es möglich, Beschäftigte unabhängig von ihrer Ausbildung, ihrem Lebensalter und ihrer Betriebsgröße zu fördern.“ Seit Oktober 2020 gelten außerdem erhöhte Förderzuschüsse seitens der Agenturen für Arbeit zu den Weiterbildungskosten. So werden aktuell 15 bis 100 Prozent der Lehrgangskosten übernommen. Dabei gilt: Je kleiner der Arbeitgeber, desto höher die Zuschüsse. Bei ­Menschen ab 45 Jahren und für schwerbehinderte Personen sind Förderungen von 100 Prozent möglich.

Damit die Förderung übernommen wird, müssen ein paar Rahmenbedingungen stimmen: „Die Weiterbildung muss zertifiziert sein. Sie sollte außerhalb des Betriebes stattfinden oder von einem zertifizierten Träger im Betrieb durchgeführt werden“, so Matthias Kleindienst. Die Dauer der Weiterbildung muss mehr als 120 Stunden betragen. Der Erwerb des Studienabschlusses sollte außerdem länger als vier Jahre zurückliegen. Die Form der Weiterbildung ist dagegen nicht vorgegeben, wie der Fachmann erklärt: „Bei Menschen in Beschäftigung bieten sich zum Beispiel Seminare und Kurse in Teilzeit, online oder vor Ort an.“

Sammelanträge stellen

Für Führungskräfte, die für die Weiterbildungen ihrer Mitarbeiter*innen verantwortlich sind, gibt es ein besonderes Serviceangebot. „Seit 2021 können Arbeitgeber Sammelanträge zur Qualifizierung ihrer Beschäftigten stellen“, berichtet Matthias Kleindienst und zählt weitere Vorteile für Arbeitgeber auf: „Bei Vorliegen einer Betriebsvereinbarung beziehungsweise einer tarifvertraglichen Regelung sowie bei besonderen Weiterbildungsbedarfen können wir zwischen 25 und 100 Prozent des Arbeitsentgelts während der Weiterbildung übernehmen.“

Führungskräfte können diesbezüglich den Arbeitgeber-Service der örtlichen Agentur für Arbeit ansprechen. Er unterstützt bei der Analyse der aktuellen Personalstruktur, bei der Identifizierung von Entwicklungspotenzialen der Mitarbeiter*innen, der Erhebung konkreter Weiterbildungsbedarfe sowie bei der Planung und Umsetzung von Qualifizierungsmaßnahmen. Auch bei der Beantragung der Förderleistungen ist der Arbeitgeber-Service behilflich.

  • Infodienst-Trainee-Stellen Der Artikel ist im E-Paper des WILA Arbeitsmarkt erschienen. Neben einem redaktionellen Teil bietet das Abo-Produkt rund 600 ausgewählte aktuelle Stellen – speziell für Akademiker*innen mit einem generalistischen Studienhintergrund.
  • Die Abonnentinnen und Abonnenten erhalten durch den redaktionellen Teil und die Stellenübersicht (im E-Paper und zusätzlichen Stellen in der Datenbank) einen breiten und dennoch konkreten Überblick über derzeitige Entwicklungen in Berufsfeldern und Branchen, können sich anhand der ausgewählten Jobs beruflich orientieren und bleiben so bei der Jobsuche am Ball. Unsere Erfahrung: Viele Abonnent*innen stoßen auf Tätigkeiten, die sie gar nicht auf dem Schirm hatten.
  • Erstabonnent*innen können kostenlos ein zweiwöchiges Schnupperabo bestellen. Mehr Infos hier.

Weitere WILA-Angebote