Nicht nur in der Kirche
Das große Unbekannte: Die Themen, mit denen sich Theolog*innen beschäftigen, können sie auch in nicht-kirchlichen Jobs einbringen. Foto: © Leonardo.Ai/KI-generiert

Nicht nur in der Kirche

Nicht jede Fachkraft, die Theologie studiert hat, möchte ein kirchliches Amt übernehmen. Die Jobmöglichkeiten im säkularen Bereich sind vielfältig. Und dies gilt für alle Konfessionen, ob evangelisch, katholisch, islamisch, jüdisch oder einer Freikirche zugehörig.

Text: Christine Lendt

Voraussetzungen für nicht-geistliche Jobs sind in der Regel die Zugehörigkeit zur jeweiligen Konfession oder zumindest eine Identifikation mit den Glaubensinhalten beziehungsweise entsprechenden Wertvorstellungen. Welche Fähigkeiten und Qualifikationen konkret gefragt sind und welche Zusatzqualifikationen den Einstieg erleichtern, hängt auch vom Berufsfeld ab. Um ein paar Beispiele zu nennen:

Kinder- und Jugendarbeit

Jungschar, Kidscamps, Kindergottesdienste … Die Kirchen bieten auch für die Allerjüngsten und Familien einiges an. Gemeindereferent*innen oder Gemeindepädagog*innen unterstützen dabei mit kreativen Ideen und tatkräftiger Umsetzung. So schreibt die evangelische Kirchengemeinde Eppingen eine 100-Prozent-Stelle für die Jugendarbeit beim Südwestdeutschen EC-Verband (SWD-EC) aus. Wer dort zum großen Team der Jugendreferent*innen gehören möchte, sollte neben einer fundierten theologischen Ausbildung auch Soft Skills wie Teamfähigkeit und Interesse an Jugendarbeit mitbringen. Auch Teilzeitangebote gibt es, etwa bei der Landeskirchlichen Gemeinschaft Eben-Ezer in Berlin. Dort wird ein*e „Gemeindereferent/-in für Kinder, Jugendliche und Familien“ für eine 50-Prozent-Stelle gesucht wird. Eine theologisch-pädagogische Ausbildung ist zwar gewünscht, aber keine Bedingung.

Für einen Zugang in das Berufsfeld der Kinder- und Jugendarbeit eignet sich außer einem Studium der Theologie etwa auch Religionspädagogik oder Soziale Arbeit bei Quereinsteiger*innen. Weil die Kirchen Zulauf an qualifizierten Mitarbeiter*innen benötigen, setzen viele Gemeinden auf entsprechende Fachkräfte.

Seelsorge

Sei es telefonischer Beistand in Krisensituationen, als Begleitung von Rettungskräften in Notfalleinsätzen oder als Unterstützung vor Ort im Katastrophenfall – Theolog*innen unterstützen andere Menschen in solchen schweren Momenten, finden passende Worte oder ein gemeinsames Gebet. Tätig sind sie auch in sozialen Einrichtungen der jeweiligen Gemeinde, in Krankenhäusern, bei Polizei, Feuerwehr und Militär. Auch dieses Berufsfeld steht Quereinsteiger*innen offen, die etwa einen Abschluss im Bereich Soziale Arbeit oder Psychologie mitbringen. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften ist hier noch gestiegen, seit die Corona-Krise und die allgemeine Weltlage mehr Unsicherheit oder psychische Belastungen bei vielen Menschen verursachen.

Verbandsarbeit

Auch bei den Kirchen setzen sich verschiedene Verbände dafür ein, die kirchlichen Interessen in Gesellschaft, Politik, bei Partnerorganisationen und in Netzwerken zu vertreten. Fachkräfte kümmern sich unter anderem um die strategische Planung und die theologischen Grundlagen der Aktivitäten oder übernehmen organisatorische und repräsentative Aufgaben. Auch Führungspositionen sind hier zu besetzen, wie etwa bei der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) Deutschland e.V. Gesucht ist hier jemand für die „Geistliche Verbandsleitung“. Es handelt sich um ein auf vier Jahre befristetes Wahlamt, eine Wiederwahl ist möglich. Die 70-Prozent-Stelle wird am Dienstsitz Essen und im Homeoffice ausgeübt. Erwartet wird dafür neben einem abgeschlossenen Studium der katholischen Theologie unter anderem die Bereitschaft zu Reisen und flexiblen Arbeitszeiten auch abends und am Wochenende.

Lehrtätigkeit

Das Wissen über den jeweiligen Glauben weitergeben, den Schülern soziale und ethische Werte vermitteln – diese Möglichkeit bietet sich an verschiedenen Bildungseinrichtungen. So unterrichten etwa Religionspädagog*innen das Fach evangelische oder katholische Religionslehre an Schulen. Zu beachten ist, dass eine solche Tätigkeit an allgemeinbildenden und beruflichen beziehungsweise staatlichen Schulen in der Regel ein Lehramtsstudium voraussetzt. Bei anderen Arbeitgebern können pädagogische oder soziale Fachkräfte mit theologischem Hintergrund auch per Quereinstieg in dieses Berufsfeld gelangen, zumal der Mangel an Lehrkräften die Nachfrage erhöht hat.

Wissenschaft

Tätigkeiten in der Wissenschaft, sei es an Hochschulen oder in anderen Forschungseinrichtungen, stehen Theolog*innen besonders nach einem Masterstudium oder der Promotion offen. Während Professuren auch in diesem Fachbereich rar sind, gibt es mehr Chancen für Doktorand*innen, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, Postdocs, Assistent*innen oder Lehrbeauftragte. Befristete Projektstellen sind hier eher die Regel. Ein Beispiel: Die Universität Paderborn sucht „eine*n wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (w/m/d)“. Es handelt sich um ein Projekt am Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (ZeKK) in der Fakultät für Kulturwissenschaften. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Promotion – eine konkrete Fachrichtung ist nicht genannt. Erwünscht sind außerdem Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich der Komparativen Theologie.

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